Au:Zimmer mit Aussicht

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Kranz am Kran: 150 Gäste verfolgen den Höhepunkt des Richtfestes am Kegelhof. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die GWG modernisiert das Gelände der alten Papiermühle zwischen Auer Mühlbach und Kegelhofbach. Es entstehen 38 Wohnungen in spektakulärer Lage - und zu außerordentlich günstigen Mieten

Von Jürgen Wolfram, Au

Der Kegelhof in der Au ist ein Winkel von hinreißend historischem Charme. Genau hier verwirklicht die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG München eines ihrer ambitioniertesten Projekte. Man sei entsprechend stolz darauf, sagte jetzt beim Richtfest Hans-Otto Kraus, technischer Geschäftsführer der GWG. Auf einem Areal zwischen Auer Mühlbach und Kegelhofbach, wo im 14. Jahrhundert eine der ersten Papiermühlen Deutschlands klapperte, entstehen 38 Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten plus Tiefgarage in idyllischer Lage. Im Herbst 2016 soll alles bezugsfertig sein.

Ist das Konzept aus Modernisierung und Teilneubau unter Beibehaltung eines geschichtsträchtigen Turms schon spektakulär, so gilt dies erst recht für das Versprechen, die Kaltmiete vorerst bei 12,50 Euro einzufrieren, um dämpfend auf den Münchner Wohnungsmarkt einzuwirken. Stadtrat Marian Offman (CSU) rühmte ferner die Nähe zur Auer Dult, zum Nockherberg und gewässernahen Straßenzügen voller Flair. Der Auer Jugendtreff und ein Spielplatz im Grünen grenzen an das Grundstück. "Wir bekommen hier eine Wohnsituation, wie man sie sich schöner nicht vorstellen kann", so Offman. Das Projekt in der Au sei zudem ein Musterbeispiel dafür, wie sich die Stadt der Herausforderung durch ihr rasantes Wachstum stelle und sich ihrem Ziel verpflichtet zeige, für die Bürger erschwinglichen Wohnraum zu schaffen.

Offman würdigte zudem eine weitere soziale Komponente der 14-Millionen-Euro-Investition (ohne Grundstück): So sollen entlang des Auer Mühlbachs 27 Seniorenwohnungen realisiert werden, von denen sich drei für Rollstuhlfahrer eignen. Ferner sind ein Gemeinschaftsraum sowie ein begrünter Innenhof geplant.

Der Gebäudekomplex besteht aus zwei Bauteilen, einem nördlichen und einem östlichen Flügel, beide verbunden durch die Tiefgarage mit 20 Stellplätzen; sieben oberirdische Kfz-Abstellflächen kommen hinzu. Im Zuge der Sanierung wird ein Abschnitt um eine Etage aufgestockt. In eine der Wohnungen, die im Obergeschoss entstehen, zieht eine inkludierte Gemeinschaft aus behinderten und nichtbehinderten Menschen ein. Betreut werden sie von der Inneren Mission. Zusätzlich geschaffen wird ein Souterrain für die GWG-Hausverwaltung Au-Haidhausen. Deren bisherige Diensträume an der Schweigerstraße sind zu eng geworden.

GWG-Geschäftsführer Kraus schilderte die bisherige Baugeschichte als einen "kühnen Akt". Die exponierte Lage des Geländes zwischen zwei Bächen sei eine technische Herausforderung sondergleichen gewesen. Teure Sondermaßnahmen, wie die Einrichtung komplizierter Brückenzugänge für die Baufahrzeuge, die Entfernung maroder Bausubstanz oder die Befestigung des Auer Mühlbachs seien einhergegangen mit ehrgeizigen zeitlichen Vorgaben. Die gesamte Baueinrichtung sei während einer 14-tägigen Bachauskehr erfolgt.

Rekordverdächtig war wohl auch das Tempo der Baugenehmigung; sie lag, "dank intensiver Vorarbeit", wie Kraus sagte, nach nur sechs Wochen auf dem Tisch der GWG. Kein Wunder, dass die Baugesellschaft ihr Richtfest zu einer Art Volksfest ausbaute, mit Führung für die etwa 150 Gäste und Baubeteiligten, Jazzmusik, kleiner Ausstellung und Büffet. Wovon weniger die Rede war, als dem Rohbaukomplex per Kran die Richtkrone aufgesetzt wurde: die anfänglichen Bedenken des Bezirksausschusses. Von dieser Seite war die GWG zeitweise kritisiert worden, weil sie am Kegelhof auf sozial geförderte Wohnungen verzichtet und unter Hinweis auf Platzmangel vom Bau einer Kindertagesstätte absieht. Für die GWG-Geschäftsführung ist das Gesamtkonzept gleichwohl "wasserdicht", und das nicht nur wegen des baulich geschickten Umgangs mit den beiden Bächen, die den Kegelhof so malerisch einfassen.

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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