Kurzkritik zu "AnnenMayKantereit":München, tanz!

Lesezeit: 2 min

Authentisch und nahbar: der spitzbübische Henning May. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Band "AnnenMayKantereit" spielt das erste von zwei Konzerten in der Olympiahalle. Erste Eindrücke von dem langersehnten Konzert.

Von Julienne Bäßler und Leonore Winkler

Eine ausführliche Kritik zu dem Konzert lesen Sie hier (SZ plus).

Das erste Schild mit dem Schriftzug "Suche Tickets" ist schon am Eingang der U-Bahn zu sehen. Kurze Beine, rasantes Tempo, das Schild in die Höhe gestreckt rennt ein Mann der Menschenmasse entgegen. Er will sie heute Abend auch sehen, die Kölner Band mit dem komplizierten Namen. Wenig später sind AnnenMayKantereit dann auch schon da - mit einem ungewöhnlichen Remix ihrer eigenen Songs. Dann singt Henning May: "Lass es raus, lass es kreisen!"

Das lassen sich die Fans nicht zweimal sagen: Jubel, Tanz und Ekstase im Publikum zum ersten Song des neuen Albums. Die Stimme wohlvertraut rau und kräftig, E-Bass, Gitarre und Schlagzeug dynamisch und ungehemmt - von der Krankheit, die für den heutigen Nachholtermin gesorgt hat, keine Spur. "Nach so vielen Monaten musst du mir erstmal beweisen, dass du es noch kannst, tanz", singt Henning May. Und München tanzt.

Für Fans von AnnenMayKantereit hatte das Warten damit jedenfalls ein Ende. In der Olympiahalle konnte endlich die zweite Hälfte der "AnnenMayKantereit-Live 2023" Tour starten; knapp vier Monate später als geplant.

Wir spulen die Zeit zurück und schreiben den 3. März 2023. Pünktlich zum jüngsten Album "Es ist Abend und wir sitzen bei mir" sollte es in Lingen losgehen. Ging es auch; jedoch war danach schnell wieder Schluss. "Es gibt Tausende von Krankheiten, die wir für euch ignorieren würden. Leider gibt es auch Krankheiten, die Konzerte unmöglich machen", meldeten sich Annen, May und Kantereit auf Instagram zu Wort.

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Welche Krankheit den Musikern den Auftritt verwehrte, ist nicht bekannt. Vier Konzerte mussten abgesagt werden. Aufgrund der Nachholauftritte zählt die aktuelle zweite Hälfte der Tournee statt acht nun 13 Stopps. Sicher ist auch: Fans dürfen sich nicht nur auf Klassiker wie "Pocahontas", "Ausgehen", "Barfuß am Klavier" oder "Oft gefragt", sondern auch auf brandneue Hits wie "Lass es kreisen" und "3 Tage am Meer" freuen.

Das mittlerweile vierte Studioalbum tut es seinem Vorgänger gleich. Wie schon das 2016 erschienene Debutalbum "Alles nix konkretes" erklomm auch "Es ist Abend und wir sitzen bei mir" die Spitze der Album-Charts. Zwischen "Erdbeerkuchen", "Verliebt sein" und "Als ich ein Kind war" schwingt neben Nostalgie und einem Hauch von Optimismus auch eine gewisse Sehnsucht mit. Sehnsucht nach ihrer Heimatstadt Köln, in der 2011 aus drei um die 20 Jahre alten Schulfreunden eine Band wurde. Eine wehmütige Sehnsucht nach der Domstadt, welcher das Trio mit "Tommy" das letzte Lied des Albums widmet.

Mit Sätzen wie "Glaub mir, du kannst alles, was du willst, bekomm'n, wenn du den Kampf gegen dich selbst nicht verlierst", schafft es die Gruppe selbst in die dunkelsten Phasen des Lebens Licht zu bringen. Nach dem trüben Covid-Album "12" wagt die Band mit Post-Pandemie-Mut und der neuen Bassistin Sophie Chassée eine Art Neustart. Chasée ersetzt von nun an Malte Huck, der sich nach langjähriger Zusammenarbeit ebenfalls für einen Neubeginn entschloss und seine eigene Gruppe Beachpeople gründete. Mit neuer Konzert-Besetzung, altbekannten schaurig-schönen Texten und reißerisch-rauer Stimme setzt die Band ihre Tournee, hoffentlich ohne weitere Ausfälle, fort.

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:Und jetzt alle gemeinsam

Die Band "AnnenMayKantereit" spielt vor einem begeisterten Publikum in der Olympiahalle. Bei dem ersten von zwei Konzerten verschmelzen Band und Publikum zu einer Einheit.

Von Leonore Winkler

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