Altstadt/Lehel:Im Milchhäusl geht das Bier zu schnell aus

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Lässt sich die gute Laune und seine Hoffnung nicht nehmen: Pächter Axel Bansemir will unter dem Milchhäusl ein größeres Getränkelager anlegen. Zumindest der Verwalter des Englischen Gartens, Thomas Köster, hätte nichts dagegen einzuwenden. (Foto: Catherina Hess)

Der Pächter würde den Kiosk gerne unterkellern und modernisieren. Der Bezirksausschuss zeigt sich erst skeptisch, beschließt dann eine Ortsbeschau - und lässt den Termin an diesem Dienstag ohne offizielle Absage sausen

Von Julian Raff, Altstadt-Lehel

Bis zu 150 000 Münchner und Touristen kommen an schönen Sommertagen am historischen Milchhäusl im Englischen Garten vorbei. Da braucht es nicht erst einen Rekordsommer, um dem Bio-Kiosk mit Kleingastronomie Rekordumsätze zu bescheren. Die veraltete Haustechnik, besonders das Getränkelager hält dem Durst kaum stand, so dass Axel Bansemir schon mal vom späten Nachmittag an das Bier ausgeht. Mit seinem Antrag auf Modernisierung und Unterkellerung rennt der Milchhäusl-Wirt zwar bei der staatlichen Parkverwaltung offene Türen ein, nicht aber beim zuständigen Bezirksausschuss (BA) Altstadt-Lehel - der zeigt sich in der Ausbaufrage inzwischen auf etwas merkwürdige Art gespalten.

Als Ersatz für einen rund 13 Quadratmeter großen, vom Vorgänger ohne Genehmigung angebauten Lagerschuppen plant Bansemir, das ungefähr sieben mal sieben Meter große Holzhäusl zu unterkellern. Mit einer kleinen Erweiterung nach Norden, über den Grundriss hinaus, kämen so rund 40 Quadratmeter Keller zusammen, im Inneren per Treppe erschlossen, von außen über einen versenkbaren Lastenaufzug. In erster Linie böte der Keller mehr Platz für die von Hofbräu angelieferten Bierfässer sowie für moderne Kühltechnik. Dazu ließen sich hier Backöfen aufstellen. Im Zuge einer Modernisierung soll der Betrieb außerdem einen Fettabscheider erhalten, womit sich die Aufwärm-Platten durch eine Kleinküche ersetzen ließen.

Die im Zuge der Sanitär-Sanierung geplante Behindertentoilette könnte eine Lücke schließen, da die benachbarte, von Bansemir mit betriebene öffentliche Toilettenanlage nicht barrierefrei zugänglich ist. Sein Hauptproblem, die sommerliche Dürre, könnte der Gastronom zwar per Biercontainer lösen, was er aber aus ästhetischen Gründen ablehnt. Überhaupt soll der auf eine Viertelmillion Euro geschätzte Umbau am Milchhäusl und seiner Umgebung, inklusive Platzzahl, äußerlich gar nichts ändern, so der Wirt. Der Abriss des Schuppens schaffe sogar Platz für neues Grün.

Gefahr für die umliegenden Bäume und eine eventuell doch ausufernde Gastronomie befürchten dagegen die Stadtteilvertreter. Sie hatten deshalb bereits im Herbst eine Ortsbeschau beschlossen, mit städtischer Bauverwaltung, Naturschutzbehörde und mit Thomas Köster, der bei der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung quasi als Hausherr des Englischen Gartens amtiert. Ohne offizielle Absage verstrich der für Dienstagnachmittag angesetzte Termin, ohne dass der BA erschienen wäre. Der Vorsitzende Wolfgang Neumer (CSU) erklärte dazu, man habe sich informell und kurzerhand darauf geeinigt, vom Termin abzusehen, da die Baumschutz-Bedenken ausgeräumt werden konnten.

"Einigermaßen erstaunt" reagiert der BA-Vize und frühere Vorsitzende Wolfgang Püschel (SPD), der erst seit Mittwoch wieder in der Stadt ist und mit einem "so geht es nicht" auf einem Ortstermin und auf seinen Einwänden beharrt - letztere teile ja übrigens die Untere Naturschutzbehörde. Gelegenheit zur Klärung verspricht eine interne Vorstandssitzung und eine Beratung im Bau-Unterausschuss, zu deren Vorbereitung der Ortstermin ursprünglich gedacht war.

Wie Parkverwalter Köster dem BA mitgeteilt hatte und dies gegenüber der SZ präzisiert, sieht er keine Gefahr für den ostseitig direkt am Häusl stehenden Spitzahorn und die etwas zurückgesetzten Feld- und Bergahornbäume. Die Lage des Wurzelwerks werde vor dem Kellerbau mit einer Schlitzgrabung eruiert, bei der, falls nötig, auch ein später biologisch abbaubares, schützendes Baumfutter eingezogen werden könne. Auch sonst stellt sich Köster hinter die Modernisierung. Bansemir bleibt daher auch im vielstimmigen Behördenkonzert zuversichtlich, das Häusl versetzen, unterkellern und anschließend mit neuer Technik wieder eröffnen zu können. Gearbeitet wird wegen des Naturschutzes im Winter, das nächste Zeitfenster öffnet sich also von Januar bis April 2020.

© SZ vom 10.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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