Altstadt/Lehel:Fällung verkürzt die Bauzeit

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Fällung unvermeidbar: Die Bäume auf der Brücke können nicht erhalten werden. Die uralten Riesen längs des Eisbachs aber sind davon nicht betroffen. (Foto: Stephan Rumpf)

13 Bäume an der Prinzregentenstraße müssen für die Sanierung der Eisbachbrücken weichen, drei von ihnen werden immerhin umgepflanzt. Ohne diese Maßnahme könnte der Verkehr nur auf zwei Spuren laufen

Von Julian Raff, Altstadt/Lehel

Gut ein Dutzend schattenspendender Alleebäume wird wohl in den kommenden Sommern vermissen, wer zu Fuß längs der Prinzregentenstraße unterwegs ist, den Eisbachsurfern zuschaut oder an der Haltestelle Nationalmuseum/Haus der Kunst auf den Bus wartet. Die Surfer können, anders als befürchtet, im Sommer weiter im Schatten uralter Bäume an der Welle Schlange stehen. Bei einem Ortstermin auf der fast 130 Jahre alten, vom Verkehr angegriffenen Eisbachbrücke erklärten Verkehrs- und Grünplaner, Naturschützer und Vertreter des Bezirksausschusses (BA) den Stand bei den geplanten Fällungen. Demnach geht es um 13 rund 30 bis 40 Jahre alte Linden, die zu beiden Seiten auf einem Grünstreifen zwischen Fahrbahn und Trottoir stehen. In der südlichen Baumreihe, Richtung Lehel, sollen fünf Bäume gefällt und einer verpflanzt werden. Auf der Nordseite, am Englischen Garten, werden ebenfalls fünf Bäume gekappt, außerdem können zwei Linden versetzt werden. Die zehn gefällten Bäume werden nach Beendigung der Arbeiten durch Neupflanzungen ersetzt.

Für die drei jüngeren, versetzbaren Bäume sucht das Baureferat neue Standorte in städtischen Anlagen, wo sie dauerhaft bleiben sollen. An der Prinzregentenstraße wird für sie zudem Ersatz gepflanzt. Die Umsetzung drängt, da die Chancen, dass sie gut anwachsen, im Hochwinter am größten sind und die Baustelle schon ab März 2019 eingerichtet werden könnte. Ralf Wulf, im Baureferat für die Brückensanierung zuständig, erläuterte am Schauplatz, dass sieben Bäume unmittelbar im Bereich der Baugruben stehen beziehungsweise der Stahlbetonplatten, die quer unter der Fahrbahn eingezogen werden, um die maroden Brückenbögen über den beiden Bachläufen zu entlasten. Die übrigen sechs Bäume müssen der verschwenkten, auf insgesamt vier Spuren verschmälerten Straße weichen. Eine Beibehaltung des sechsspurigen Verkehrs sei nie geplant gewesen, korrigierte Wulf ein Missverständnis, das den BA und die Öffentlichkeit auf die Barrikaden gebracht hatte: Das Referat hatte zunächst einen veralteten Bau- und Fällantrag weitergeleitet, der zurückgezogen worden war, um nun die Brückensanierung besser mit der ebenfalls anstehenden Sanierung des Altstadtring-Tunnels zu koordinieren.

Die vierspurige Baustellenlösung kostet die Prinzregentenstraße rund ein Viertel ihrer Kapazität. Zweispurig, also mit einer Fahrbahn pro Richtung, würde die Aufnahmefähigkeit um 60 Prozent sinken, so Wulf - aus Sicht des Bundes Naturschutz (BN) ein diskutabler Preis für besseren Erhalt des Baumbestandes. Die vom Baureferat ebenfalls geprüfte Variante von fünf statt zwei Bauphasen würde zwar drei Bäume retten, die Bauzeit aber von acht Monaten auf zwei Jahre verlängern und mindestens eine halbe Million Euro mehr kosten, was auch dem BN unverhältnismäßig scheint. Langfristig schwebt den Naturschützern im Zuge der Verkehrswende hier ohnehin eine Verschmälerung der Straße vor, die sich mit der Ausweisung von Busspuren sanft einleiten ließe. Gegen den Bau- und Fällplan stellte sich BN-Sprecher Martin Hänsel auch, da die Bäume viel vitaler seien, als es der belastete Standort erwarten lasse.

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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