Altstadt/Maxvorstadt:Streitpunkt Parkplätze

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Auf der Brienner Straße soll es zwischen Odeonsplatz und Altstadtring künftig mehr Raum für Radfahrer und Fußgänger geben. Doch die geplante Einbahnregelung stößt auf Kritik. Der Stadtrat vertagt die Entscheidung

Von Alfred Dürr, Altstadt/Maxvorstadt

Immer mehr Autos sind in den vergangen Jahrzehnten aus der Innenstadt verschwunden. Die Fußgänger bekamen einen stetig wachsenden Freiraum zum Flanieren. Doch die Ausweisung solcher Zonen war und ist auch mit massiven und nicht leicht zu lösenden Interessenskonflikten verbunden. Jüngstes Beispiel ist die Brienner Straße. Die städtischen Verkehrsplaner haben nun ein Konzept vorgelegt, das deutliche Verbesserungen für Fußgänger und Radfahrer auf dem Straßenabschnitt zwischen dem Odeonsplatz und dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus am Altstadtring bringen soll. Aber der Stadtrat konnte sich am Dienstag zu keiner Entscheidung darüber durchringen. Vor allem die Geschäftsleute protestieren gegen die Pläne. Sie wollen nicht akzeptieren, dass Parkplätze zugunsten des Radverkehrs wegfallen sollen.

Das Konzept sieht vor, dass die Brienner Straße zwischen Odeonsplatz und Amiraplatz in Fahrtrichtung Altstadtring zur Einbahnstraße wird. Zwischen Amiraplatz und Platz der Opfer des Nationalsozialismus gäbe es aber weiterhin einen Zweirichtungsverkehr, weil nach Aussage der Planer die Zufahrt zum Parkhaus hinter dem Literaturhaus gewährleistet sein muss. Große Umbaumaßnahmen wären nicht nötig, ein paar neue Verkehrsschilder würden genügen. Allerdings sollen auch 17 Parkplätze und zwei Taxi-Standplätze verschwinden. Die Busse der drei Nachtlinien und Busse für Stadtrundfahrten sollen sich weiterhin in beiden Fahrtrichtungen durch die Brienner Straße bewegen.

Zum Flanieren lädt die Brienner Straße derzeit nicht ein. Das würden Anwohner, Geschäfte und auch der Stadtrat gerne ändern. (Foto: Florian Peljak)

"Raumgewinn für Fußgänger und Fahrradfahrer", "Reduzierung von Parksuchverkehr" und "Verbesserung des Verkehrsablaufs" - das sind für die Planer im Kreisverwaltungsreferat zentrale Stichpunkte. Denn bislang geht es auf der Fahrbahn ziemlich eng zu. Autos, Fahrradfahrer und Fußgänger kommen sich immer wieder in die Quere.

Die Brienner Straße hat sich in den zurückliegenden Jahren stark gewandelt. Um nur einige Beispiele zu nennen: Der Platz der Opfer des Nationalsozialismus wurde umgestaltet, am Wittelsbacherplatz steht nun die neue Siemenszentrale, Altbauten wurden prächtig renoviert, neue Geschäfte und Gastronomiebetriebe sorgen für eine attraktive und belebte Meile.

Rathausfraktionen und Lokalpolitiker sowie die Interessensgemeinschaft Brienner Quartier, der mehr als 100 Geschäftsleute, Gastronomen, Kanzleien und Geschäftsleute angehören, drängen seit langem auf eine Verkehrsberuhigung der Brienner Straße zwischen Odeonsplatz und Altstadtring. Hoffnung setzt man vor allem auf die Umgestaltung der Straßenführung im Bereich Oskar-von-Miller-Ring am Altstadtring-Tunnel.

Wer mit dem Auto vom Norden kommend auf der Ludwigstraße in Richtung Innenstadt unterwegs ist, soll dann schon an der Kreuzung Von-der-Tann-Straße auf den Oskar-von-Miller-Ring einbiegen und braucht nicht mehr in Richtung Odeonsplatz und durch die Brienner Straße fahren. Wer umgekehrt aus der Innenstadt in Richtung Schwabing will, fährt nicht durch die Brienner Straße zum Odeonsplatz, sondern über den Altstadtring und biegt vor dem Tunnel in Richtung Ludwigstraße ab. Das würde die Chance eröffnen, den Abschnitt Brienner Straße ganz zur Fußgänger- und auch Radfahrerzone zu machen.

Noch ist es nicht so weit. Ein Teil des Autoverkehrs muss weiter durch die Brienner Straße fließen, heißt es im städtischen Planungsreferat. Nicht abfinden will sich Eler von Bockelmann vom Brienner Quartier mit dem vorgesehen Wegfall der Parkplätze an der Brienner Straße, entlang des Wittelsbacherplatzes. Diese Stellplätze hätten für die ansässigen Praxen und Geschäfte "mangels anderweitiger Parkmöglichkeiten" eine zentrale Bedeutung, so Bockelmann. Auch der Bezirksausschuss Alt-stadt-Lehel ist mehrheitlich dafür, die Einbahnregelung einzuführen, besteht aber darauf, die Parkplätze zu erhalten.

Der Kreisverwaltungsausschuss des Stadtrats vertagte am Dienstag wegen der Kontroverse um die Parkplätze eine Entscheidung. Man will weitere Gespräche führen und die Situation an der Brienner Straße bei einer Ortsbesichtigung unter die Lupe nehmen.

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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