Altstadt/Lehel:Ausgeklipst

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Statt eines Videowettbewerbs gibt es eine kleine Freiluftbühne am Stadtmuseum

Von Julian Raff, Altstadt/Lehel

Auf der Suche nach Ideen zur Wiederbelebung der Covid-19-geschädigten Kulturszene geben Kommunalpolitiker und Verwaltung derzeit mächtig Gas. Der Bezirksausschuss (BA) Altstadt-Lehel fand dennoch Zeit für einen, vorsichtig gesagt, lebhaften Disput über den CSU-Antrag, lokalen Künstlern per Videowettbewerb unter die Arme zu greifen. Der BA hatte sich zwei Wochen zuvor um ein kleines Festival auf der Wanderbühne des Kulturreferats bemüht, bekommt diese aber nun doch nicht ins Viertel.

Die CSU-Fraktion reichte dazu am Abend der jüngsten Sitzung einen Antrag ein, die für Gagen vorgesehene Summe von 6500 Euro in einen Videoclip-Wettbewerb zu stecken und 13 ausgewählte Einsendungen mit je 500 Euro zu prämieren. Dabei sollten Künstler aller Art oder auch Stadtführer und Anbieter ausgefallener Sportangebote in drei- bis siebenminütigen Filmen Einblick in ihre Arbeit gewähren, reine Werbefilme wären ausgeschlossen. Massiv verärgert auf den Antrag reagiert hatte zunächst Markus Stadler (Grüne), der den zuständigen Unterausschuss für Kultur, Soziales, Gastronomie und Budget leitet und sich durch die kurzfristige Vorlage des Antrags derart brüskiert sah, dass er Antragsteller Bernhard Wittek von der CSU das sonst im Gremium übliche "Du" demonstrativ verweigerte. Überhaupt passte die Stimmung in der Ratstrinkstube, dem derzeitigen Sitzungsort, einmal mehr gut zur draußen herrschenden Gewitterlage. Witteks Fraktionskollegin Karin Schnebel hielt den Grünen-Fraktion vor, sie "fege erst einmal alle innovativen Ideen hinweg, wenn sie von der falschen Partei kommen".

Inhaltlich bemängelten die Grünen vor allem das unzureichende Preisgeld von 500 Euro, eine Summe, die ihrer Ansicht nach beim Produktionsaufwand für ein Video nicht als Förderung von Künstlern durchgehe, sondern als "Förderung ausbeuterischer Strukturen", so Marie-Luise Meinhold (Grüne). So einfach, wie heute Youtube-Videos produziert würden, könne zum Beispiel ein Musiker mit der Summe durchaus etwas anfangen, wenn er mit vorhandener Ausrüstung ein bereits einstudiertes Stück präsentiere, entgegnete Schnebel. Auch Stefan Blum (CSU) fand: "Niemand braucht 3000 Euro, bevor er überhaupt zu denken anfängt." Am Ende einer hitzigen Diskussion einigte man sich darauf, der anderorts bereits praktizierten Idee in der September-Sitzung noch einmal eine Chance zu geben. Als Ersatz für die Wanderbühne bekommt die Altstadt, neben einem Podium im Hof des Isartors, eine kleine Freiluftbühne beim Stadtmuseum, wo, finanziert durchs Kulturreferat, Darbietungen mit Bezug zum Museum stattfinden.

© SZ vom 03.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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