Altstadt/Lehel:Alles beginnt mit dem Pfahl-Bau

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In einer anfangs emotionsgeladenen Veranstaltung diskutieren Bauherr, Bezirksausschuss und Vertreter der Stadt mit den betroffenen Bürgern über die Arbeiten für die neue Tiefgarage unter dem Thomas-Wimmer-Ring

Von Alfred Dürr, Altstadt/Lehel

"Warum fällt hier kein Wort darüber, wie stark die Bürger das Projekt kritisiert haben?" - "Wir sind dauernd überrollt worden!" - "Die fangen an zu buddeln, ohne dass wir wissen, wie die Oberfläche gestaltet wird" - "Wie werden die Anwohner vor den Auswirkungen der Tiefgarage geschützt?" Die Veranstaltung zum Start eines der größten Bauprojekte in der Innenstadt, der Tiefgarage mit 520 Stellplätzen unter dem Thomas-Wimmer-Ring beim Isartorplatz, begann mit emotionsgeladenen Zwischenrufen. Vertreter des Bauherrn, des Unternehmens Wöhr + Bauer, des Bezirksausschusses (BA) Altstadt-Lehel und der Stadtverwaltung wollten im Wappensaal des Hofbräuhauses aber keine Grundsatzdebatten mehr führen. Ihnen ging es darum, wie in den kommenden drei Jahren der Verkehr auf der viel befahrenen Strecke geregelt wird und was während dieser Zeit an Beeinträchtigungen auf Anwohner und auf Autofahrer zukommt.

Um Platz für die riesige Baugrube zu schaffen, wurden bereits im vergangenen Jahr die unterirdischen Versorgungsleitungen verlegt. Bis Ende Februar sollen rund vierzig Bäume, vor allem vor dem sogenannten Knöbelblock auf der Ostseite des Altstadtrings, gefällt werden. Mit dem Setzen der Bohrpfahlwände beginnen dann im Frühjahr die eigentlichen Arbeiten an der Baugrube. Nachdem sich die Aufregung vom Beginn der Info-Veranstaltung gelegt hatte, fragten Bürger nach dem Grad von Lärm und Erschütterungen, die durch die Bauarbeiten ausgelöst werden.

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(Foto: N/A)

Leben unterm Asphalt: Direkt unter der Oberfläche verläuft eine Fußgängerpassage mit Blick in die dreigeschossige Tiefgarage. Visualisierung: Wöhr + Bauer

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(Foto: Robert Haas)

Parkverbot: Busse dürfen nur noch für wenige Minuten halten.

Projektleiter Bernhard Deurer versicherte, dass man die Belastungen so gering wie möglich halten will: "Wir rammen die Pfähle nicht in den Boden, wir bohren." Dafür kämen die modernsten und geräuschärmsten Baumaschinen zum Einsatz. Sechs Monate wird es dauern, bis die Stützwand aus Bohrpfählen hergestellt ist; danach kann mit dem Aushub der Baugrube begonnen werden.

Eine besondere Herausforderung besteht für die Planer darin, den Verkehr trotz der Baustelle auf dem Ring am Laufen zu halten. Während der Bauphasen stehen in jeder Richtung zwei Fahrspuren zur Verfügung. Außerdem soll in Höhe Kanal-straße/Herrnstraße ein Fußgänger-Überweg mit Ampeln eingerichtet werden.

Bisher gibt es in jede Richtung je drei Fahrspuren auf dem Altstadtring. Der Bezirksausschuss setzt sich für die Beibehaltung der Zwei-Spur-Lösung ein, wenn die Tiefgarage fertig ist. Damit entstehe an den Straßenrändern mehr Platz für Grün, was mehr Lebensqualität für die Anwohner bedeute, sagte der stellvertretende BA-Vorsitzende Wolfgang Püschel (SPD).

Die städtische Verkehrsplanerin Christine Weis-Hiller berichtete bei der Veranstaltung über die Ergebnisse aktueller Untersuchungen ihrer Abteilung: Eine Verschmälerung des Altstadtrings ist sehr wohl möglich, ohne dass es zwangsläufig zu Staus kommt; auch eine Reduzierung der Straßenschneise am Isartorplatz führe zu keiner Beeinträchtigung des Autoverkehrs. Weniger Straßenfläche bedeutet auch dort mehr Grün, die bisher vernachlässigte Erholungsfläche am Isartorplatz könnte deutlich aufgewertet werden. Entscheiden muss demnächst der Stadtrat.

Wie Weis-Hiller weiter erläuterte, ist für die bisherigen Bus-Parkplätze am Thomas-Wimmer-Ring eine neue Lösung geplant. Die Touristenbusse sollen dann nur kurz halten dürfen, was streng überwacht werden soll, und dann bis zur Abholung der Gäste weiter auf den Parkplatz an der Hansastraße fahren. Dieser Platz soll für diesen Zweck ausgebaut werden.

Weit mehr als das beschäftigt manche Anwohner die Frage, wo sie während der Bauzeit ihr Auto abstellen können, denn: In dem Lizenzgebiet Lehel-Süd entfallen dann viele Parkplätze. Lokalpolitiker Wolfgang Püschel will nun prüfen lassen, ob die Anwohner während der Bauzeit mit ihren Fahrzeugen ausnahmsweise auch in andere Lizenzgebiete ausweichen können.

© SZ vom 10.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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