Allach/Untermenzing:Berufung angekündigt

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Anwohner gehen wegen Verkehrsberuhigung der Allacher Straße wieder vor Gericht. Durch einen Unfall sehen sie sich in ihrer Haltung bestätigt

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Nach dem tödlichen Unfall am Karfreitag an der Einmündung Hitlstraße/Allacher Straße hat sich die Debatte über Ausbau oder Nichtausbau der Allacher Straße wieder entzündet. Anwohner fordern seit Jahren weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen, bevor die Stadt die "kleine" Allacher Straße zwischen der Ernst-von-Beling- und der Eduard-Schwartz-Straße erstmalig herstellt. Nachdem sie den ersten Prozess gewonnen hatten, führte die Stadt östlich der Bahnlinie durchgängig Tempo 30 ein. Das ging den Klägern aber nicht weit genug. Sie wollen über Verschwenkungen, Verkehrsinseln und Zebrastreifen den Durchgangsverkehr ausbremsen und zogen erneut vor Gericht. Das zweite Verfahren vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht vor knapp einem Jahr gewann dann die Stadt. Am 8. April haben sie einen Antrag auf Zulassung der Berufung beim Verwaltungsgericht eingelegt, im Mai folgte die Begründung beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. Der Unfall hat sie in ihrer Haltung nach einer Verkehrsberuhigung bestätigt, wie aus einem Schreiben an die Bezirksausschuss-Vorsitzende und CSU-Stadträtin Heike Kainz hervorgeht.

Heike Kainz sagte, sie habe kein gutes Gefühl, wenn der Unfall mit dem Anliegen verquickt werde. "Er sollte aber vielleicht Anlass sein, sich auf Kompromisse einzulassen." Sie sei überzeugt, dass es für den Verkehr sicherer sei, wenn die heutige Dammlage der Straße beseitigt sei. Andere wurden in der jüngsten Sitzung des Stadtteilgremiums deutlicher. "Bei einem Ausbau hätten wir seit Jahren eine Ampel an der Stelle, dann wäre der Unfall vielleicht nicht passiert", sagte Friedrich Schneller (SPD). Dann hätten die Anlieger auch einen modernen und leiseren Asphalt statt des derzeitigen Belags. Insofern hätten sich die Anlieger ein Eigentor geschossen, als sie den Ausbau der Straße ablehnten. "Man muss im Leben aufeinander zu gehen, statt diktatorisch vorzugehen." Wegen einer kleinen Gruppe müssten nun alle Untermenzinger leiden.

Grünen-Sprecher Falk Lamkewitz nannte es eine "Pietät- und Geschmacklosigkeit, den Tod eines Menschen für die eigenen Interessen zu instrumentalisieren". Auch für ihn sei die Dammlage der wesentliche Punkt für den Lärm: Je höher eine Straße liege, desto lauter sei es. Wäre sie abgesenkt, wäre es sehr viel ruhiger.

Bei dem Unfall, in dessen Folge eine 80-jährige Beifahrerin gestorben war, waren ein Streifenwagen der Polizeiinspektion Moosach auf einer Einsatzfahrt mit Blaulicht und Martinshorn und der Wagen eines 73-Jährigen zusammengestoßen, der von der Hitlstraße in die Allacher Straße abbiegen wollte, auf der das Polizeifahrzeug unterwegs war. Laut Peter Ledutke von der Moosacher Polizeiinspektion ist der Unfall noch in Bearbeitung. Auch sei die Unfallkommission eingeschaltet. Und auch wenn an der Stelle eine Ampel gewesen wäre: Die Kollegen wären bei Rot durchgefahren. Ihnen waren laut dem damaligen Polizeibericht über den Notruf Hilfeschreie aus der Bingener Straße gemeldet worden.

© SZ vom 20.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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