Allach/Untermenzing:Zweiter Anlauf

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Lange hat sich niemand um ihn gekümmert, jetzt steht er plötzlich wieder im Mittelpunkt: der verwaiste Hochbunker an der Franz-Nißl-Straße. (Foto: Catherina Hess)

Höhlenforscher möchten wenigstens ihre Bibliothek im denkmalgeschützten Bunker unterbringen

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Auch nachdem das Landesamt für Denkmalpflege den Hochbunker an der Franz-Nißl-Straße 53 unter Denkmalschutz gestellt hat, geben die Höhlenforscher die Hoffnung nicht auf, ihn vielleicht doch noch nutzen zu dürfen. "Wenigstens für unsere Bibliothek", warb Christian Brack vom Verein für Höhlenkunde München für seine Idee in der jüngsten Sitzung des örtlichen Bezirksausschusses (BA). Der Bestand sei einer der größten seiner Art.

Der vor 65 Jahren gegründete Verein mit rund 200 Mitgliedern hat bereits seit Längerem großes Interesse daran, das leer stehende Bauwerk als Domizil zu nutzen. Der Verein hatte vor drei Jahren einem Abriss seines bisherigen Gebäudes von BMW an der Schleißheimer Straße weichen müssen. Seitdem seien Bücher, Forschungs- und anderes Material an verschiedenen Stellen wie im Landkreis Pfaffenhofen/Ilm und einem Dachboden in Petershausen im Landkreis Dachau in Kisten ausgelagert und kaum zugänglich. "Deshalb suchen wir dringend ein Domizil", wiederholte Brack. "Es wäre zu schön, wenn wir den Bunker bekommen könnten."

Die CSU-Stadträtin und BA-Vorsitzende Heike Kainz machte den Höhlenkundlern nur wenig Hoffnung. "Wir machen uns gerne kundig, doch wenn der Denkmalschutz eine Rolle spielt, macht es die Nutzung nicht einfacher", sagte sie. Den Bunker samt Innenleben in moderne Zeiten zu führen, sei komplex, kostspielig und langwierig. Noch schwieriger werde es wegen der Eigentumsverhältnisse. Der Grund, auf dem er steht, gehört laut Auskunft aus dem Kommunalreferat zur einen Hälfte der Landeshauptstadt München und zur anderen der Kirchenstiftung St. Benno. "Aber wenn Sie ihn nur für eine Bibliothek brauchen und nicht zu Forschungszwecken, könnten Sie versuchen, irgendwo anders unterzuschlupfen", riet Kainz.

Doch der Verein kann nicht viel Geld in die Hand nehmen. "Wenn wir 2500 Euro im Monat zahlen könnten, hätten wir schon etwas für die Bibliothek gefunden", erwiderte Brack. "Doch das können wir nicht." Auch scheinen die rührigen Höhlenforscher ein wenig vom Pech verfolgt zu sein. So sei man kurz davor gewesen, einen Teil eines Schlosses von einer Kommune zu bekommen, bis diese wegen der Anfrage auf die Idee gekommen sei, es doch eigentlich selbst nutzen zu können, schilderte Brack. Zudem sei man in zweiter Linie auch daran interessiert, das Gebäude für Treffen zu nutzen.

Ingrid Haussmann (parteifrei) wies darauf hin, dass sich der Bezirksausschuss erst einmal selbst ein Bild vom Zustand des Bunkers machen müsse, auch darüber, ob dieser wegen seines Innenlebens eventuell einmal zugänglich sein solle. Die Denkmalschützer gehen von einer hohen geschichtlichen Bedeutung des Bunkers aus. Dieser sei nahezu vollständig aus der Bauzeit von 1942 mit seiner gesamten technischen Ausstattung erhalten und bilde geradezu ein Anschauungsobjekt für einen Bau dieser Art während des Zweiten Weltkriegs. Innerhalb der Landeshauptstadt München sei - nach bisheriger Erkenntnis - kein weiterer Hochbunker in dieser Weise erhalten.

© SZ vom 26.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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