Allach/Untermenzing:Zweifel am zweiten Versuch

Lesezeit: 2 min

Harsche Kritik: "Das ist wie ein Fremdkörper im Stadtteil", sagt Grünen-Fraktionssprecher Falk Lamkewitz. (Foto: privat)

Nachdem die Stadt vor zwei Jahren ein Wohnungs­bauprojekt der Baywobau nahe der Trinklsiedlung abgelehnt hat, legt die Firma jetzt eine neue Studie vor. Im Bezirksausschuss tendieren viele dazu, das Projekt durchfallen zu lassen

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Geht es nach der Firma Baywobau könnte die Trinklsiedlung bald neue Nachbarn bekommen. Das Unternehmen hat der Stadt eine Studie über die Bebaubarkeit der größtenteils ungenutzten Grundstücke zwischen Waldhornstraße und Perlgrasweg zukommen lassen. Dort könnte sich die Baywobau die Errichtung freistehender und in Gruppen angelegter Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser mit bis zu 80 Wohneinheiten und maximal drei Geschossen vorstellen. Allerdings wäre dafür eine Änderung des Flächennutzungsplans notwendig. Doch die Stadt zieht nicht mit: Sie hatte eine Bebauungsplanung bereits vor zwei Jahren abgelehnt.

Es sei keine Änderung des Flächennutzungsplans in Wohnbebauung geplant, hieß es in der Antwort des Planungsreferats. Gründe dafür seien die fehlende Infrastruktur, die abseitige Lage und die übergeordnete Grünbeziehung. Planungsrechtlich befänden sich die Grundstücke im Außenbereich, in dem in der Regel nur privilegierte Vorhaben, etwa für die Landwirtschaft, zugelassen seien, lautete eine Begründung. Ausnahmen lasse die Gesetzgebung nur im Einzelfall zu, wenn öffentliche Belange nicht beeinträchtigt und die Erschließung gesichert sei.

Die Baywobau zeigte sich von der Absage unbeeindruckt. Die drei Grundstücke, eines davon im Eigentum der Neues Wohnen GmbH & Co. Baywobau Scheidl KG, eigneten sich sehr wohl, "bei politischem Willen, weitgehend unproblematisch" für eine Bebauung, heißt es im jüngsten Schreiben samt Studie an die Bürgermeister, Stadträte, Referate und Mitglieder des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing. Vorgelegt hat die Baywobau in ihrem "Entwurf für eine Wohnbauentwicklung im Münchner Nordwesten" zwei Konzepte. Eines sieht vier Wohnhöfe vor, um die sich unterschiedliche Gebäudetypen gruppieren. Die verkehrliche Erschließung soll dabei ausschließlich über den Perlgrasweg erfolgen, der dafür ausgebaut werden soll. Variante zwei sieht zwei Siedlungsfelder vor, jeweils um einen durchgehenden Grünzug. Angebunden werden soll der westliche Bereich über eine zu verbreiternde Waldhornstraße, der östliche wiederum über den Perlgrasweg. Die Baywobau selbst favorisiert den Unterlagen zufolge Plan eins. Sie rechnet von den etwa 185 neuen Anwohner mit etwa 410 zusätzlichen Verkehrsbewegungen pro Tag, von denen im weiteren Verlauf 60 Prozent auf den Mondscheinweg entfielen und 40 Prozent auf den Weiherweg. Auf den Perlgrasweg kämen alle, also 410 Fahrten zu.

Das Thema fand unter dem Punkt "Verschiedenes" Eingang in die jüngste Sitzung des Allach-Untermenzinger Bezirksausschusses, auch wenn das Gebiet nicht in Untermenzing liegt, wie in den Unterlagen steht, sondern zu Moosach gehört. Die Grenze zwischen beiden Stadtbezirken verläuft laut dem Geoinfosystem der Stadt genau in der Mitte der Waldhornstraße.

Grünen-Fraktionssprecher Falk Lamkewitz unterstrich umgehend die damalige ablehnende Stellungnahme der Stadt. Das Ganze sei verkehrstechnisch nicht ausgeklügelt. "Die packen dort eine Siedlung mit 500 zusätzlichen Fahrbewegungen auf völlig ungeeigneten Wegen hinein. Das ist wie ein Fremdkörper im Stadtteil", sagt er. Es gebe keine Geschäfte zur Nahversorgung, zudem würden alle Grünflächen von der Bebauung durchschnitten. Auch handle es sich um "hochpreisigen Wohnraum", fügte Christine Lamkewitz, ebenfalls Grüne, an. Peter Auer (CSU) äußerte die Befürchtung, dass der komplette Verkehr über die Waldhornstraße und damit durch Allach-Untermenzing laufen könnte.

Die CSU-Stadträtin und Bezirksausschuss-Vorsitzende Heike Kainz stimmte nicht sofort in die Ablehnung ein. Sie halte es schon für wichtig, sich mit dem Thema differenziert und gründlich zu beschäftigen, sagte sie. "Im Moment ist das alles noch zu dünn, um etwas sagen zu können." Sie wolle sich noch eingehend mit der Idee befassen und auch sagen, welche Bedenken es gebe. Sobald sie mehr Aussagekräftiges habe, wolle sie berichten.

© SZ vom 29.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: