Allach/Untermenzing:Leinenlos

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Der Streit zwischen Hundebesitzern und anderen Spaziergängern bricht diesmal im Erholungsgebiet "Alte Kies-Trasse" aus

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Nicht zum ersten Mal hatte sich das Stadtteilgremium mit Beschwerden über frei laufende Hunde vor allem im Bereich des Erholungsgebiets des einstigen Autobahndamms "Alte Kies-Trasse" zu befassen. Immer öfter komme es vor, dass dort große Hunde weit entfernt von ihren Besitzern auf einen zuliefen, was gerade kleinen Kindern Angst einjage, schilderte eine Familie dem Bezirksausschuss Allach-Untermenzing. Dies schließe den gesamten Bereich zwischen Goteboldstraße, Hanfgartenstraße samt Dirt-Bike-Anlage, das Gebiet des "Hundesees" und das Areal über den Paul-Ehrlich-Weg hinweg bis zur Rudorffstraße ein. Manchmal sei gar nicht auszumachen, zu wem der Hund eigentlich gehöre. An manchen Strecken gleiche der Spaziergang einem Hindernislauf zwischen den Hinterlassenschaften der Hunde, die sich auch neben überfüllten Abfalleimern in roten Kotbeuteln auf dem Boden häuften.

Schon in einer der vorangegangenen Sitzungen hatte es in der Bürgersprechstunde ähnliche Beschwerden gegeben. Zu richtig bissigen Debatten war es gekommen, als die Grünen vor drei Jahren erfolglos eine Leinenpflicht für das Landschaftsschutzgebiet Angerlohe einführen wollten. Reibereien im Gremium blieben dieses Mal aus. Die Familie dringt darauf, Hunde im gesamten Stadtbezirk grundsätzlich an die kurze Leine zu nehmen, ihnen deutlich erkennbare eigene Reviere zuzuweisen, abschreckende Konsequenzen beim Liegenlassen von Hundekot zu verhängen, mehr Mülleimer und auffälligere Hinweisschilder aufzustellen. Zwar weist die Autobahnverwaltung etwa an der Rudorffstraße schon darauf hin, Hunde doch bitte nicht frei laufen zu lassen, doch selbst wenn der Schriftzug nicht zerkratzt sei, sei diese Beschilderung zu klein und unauffällig, urteilen die Kritiker. Spreche man die Hundebesitzer darauf an, ernte man in der Regel nur Unverständnis oder Gelächter.

Der Autobahndamm ist ein zum Erholungsgebiet gewordenes Relikt aus den Resten einer geplanten Ringautobahn um München, deren Bau mit Kriegsbeginn eingestellt worden war. Auf ihm stand auch das Lager III, in dem die Nazis bis Kriegsende 1300 französische Kriegsgefangene unterbrachten, die großteils in den benachbarten Industriebetrieben arbeiten mussten. Nach dem Krieg dienten die Baracken als Unterkunft für Vertriebene und Flüchtlinge und wurden in den Fünfzigerjahren abgerissen. Seit 2003 erinnert ein Gedenkstein am Damm unweit des Paul-Ehrlich-Wegs an die Geschichte.

Das dort im Lauf der Zeit entstandene Trockenbiotop mit seiner Magerrasen-Vegetation ist laut BA-Chef Pascal Fuckerieder (SPD) weder ein ausgewiesenes Natur- noch Landschaftsschutzgebiet und auch keine Hundeverbotszone. Er wie auch die anderen Stadtteilpolitiker sehen keine rechtliche Handhabe zur Einführung einer Leinenpflicht. Was die Hinterlassenschaften betreffe, sagte Fuckerieder, sei es eine Ordnungswidrigkeit, wenn Hundebesitzer diese nicht entfernen. "Es kann aber nicht ständig jemand dort stehen, um das zu verfolgen."

© SZ vom 22.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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