Kritik:Mit links

Alice Sara Ott spielt Maurice Ravels Klavierkonzert für die linke Hand. (Foto: Tobias Hase/mphil)

Die Pianistin Alice Sara Ott und die Münchner Philharmoniker in der Isarphilharmonie.

Von Andreas Pernpeintner

Ravels Klavierkonzert für die linke Hand hat eine besondere Aura. Geschrieben wurde es für den Pianisten Paul Wittgenstein, der im Ersten Weltkrieg den rechten Arm verlor. Doch die Musik klingt in keiner Weise eingeschränkt. Die Pianistin Alice Sara Ott sagt es nach ihrer Darbietung mit den Münchner Philharmonikern in der Isarphilharmonie: Die linke Hand kann die rechte ersetzen, umgekehrt geht es kaum.

Wie feinsinnig hier Tastenspiel und Pedalisierung ineinandergreifen und so zusammen mit der weitgefächerten Figuration pianistische Fülle entsteht, ist einfach hinreißend komponiert. Und wie Ott dies umsetzt, mit mächtigem Impetus, präzise und beim gleichzeitigen Spiel mit den Philharmonikern unter der Leitung von Santtu-Matias Rouvali sanft mit dem Orchester verwoben, ist es ebenso.

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Eingerahmt wird das Klavierkonzert von markanten Orchesterwerken. Markus Lehmann-Horns "Eine Empörung" für großes Orchester wird als Auftragswerk der Philharmoniker uraufgeführt. Diese "Empörung" richtet sich als Zeitdokument gegen den Stillstand des Kulturlebens während der Coronazeit und ist auch in leisen Passagen, in denen sich die Musik auf ein Röcheln aus zwei Megafonen zurückzieht, und erst recht in den eruptiven Orchesterschlägen und Schlagwerksoli, ein prägnant rabiates, dabei in den Effekten klar organisiertes Werk.

Nach der Pause werden diese Charakteristika in Strawinskys "Le sacre du printemps" noch intensiviert. Nach dem lyrisch-morbiden Fagottsolo gibt es hier, anders als bei Lehmann-Horn, keine mildernden Streicherakkorde. Diese Musik ist Exzess - und über 100 Jahre alt. Aber ihre Kraft altert nicht. Die Philharmoniker entfalten sie mit souverän geschärfter Gelassenheit.

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