Promi-Tipps für München:Die Woche von Alfons

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Engagiert sich für die deutsch-französische Freundschaft: Alfons, wie man ihn kennt, mit Trainingsjacke und Puschelmikrofon. (Foto: Guido Werner)

Der Kabarettist Emmanuel Peterfalvi alias "Alfons" freut sich in der Woche vom 5. bis zum 11. Juni besonders auf seine bald anstehenden Auftritte im Lustspielhaus, aber auch auf Kunst, Kollegen - und das Finanzamt.

Die meisten kennen ihn aus dem Fernsehen, den Mann mit der orangenen Jacke und dem überdimensionalen Puschelmikrofon, der als rasender TV-Reporter Passanten mit französischem Akzent merkwürdige Fragen stellt. Seine "Deutschwerdung" und seine zwei Staatsbürgerschaften stellte der formidable Geschichtenerzähler ins Zentrum seines letzten Programms; um die Anfänge der Menschheit bis zu den aktuellen Krisen geht es in seinem neuen Programm "Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Und gibt es dort genug Parkplätze?", mit dem er an sechs Abenden vom 13. bis zum 18. Juni im Lustspielhaus auftritt. Am 13. Dezember kommt Alfons dann ins Prinzregententheater.

Montag: Essen in der Steuerbehörde

Das Finanzamt hat auch angenehme Seiten. Zum Beispiel die Kantine in der Alexandrastraße, in die jeder zum Essen rein darf. (Foto: imago images/imagebroker)

Endlich wieder mal in München, das Paris Bayerns. Statt Eiffelturm gibt es den Olympiaturm, statt der Seine fließt die Isar durch München. Dass die Münchner allerdings in ihr Baguette einen Knoten gemacht haben und es aus Laugenteig herstellen, ist mir immer noch suspekt. Als erstes werde ich gleich mal richtig deutsch essen gehen. Und zwar in der Kantine des Landesamtes für Finanzen. Ja, da darf man auch als Normalsterblicher rein. Und was ist deutscher, als im Finanzamt essen zu gehen? Ob die eine spezielle Speisekarte haben? "Heute: Risotto mit Spinat und Umsatzsteuer ..." Ich bin gespannt.

Dienstag: Besonderer Kleidertausch

Alfons und der französische Fußballstar Lilian Thuram haben sich bei einer Lesung im Bellevue di Monaco getroffen und ihre Markenzeichen, die Trikots, getauscht. (Foto: imago/Skata)

Heute gehe ich mal einen Kaffee in Bellevue di Monaco trinken. Es ist eine tolle Einrichtung, für Geflüchtete, die Beratungen, Kurse, Sport und Veranstaltungen anbietet. Dort habe ich sogar Lilian Thuram getroffen. Eine Fußballlegende aus Frankreich. Er hatte dort eine Lesung gemacht und danach gab's einen Trikot-Tausch: Ich habe sein Trikot von der Equipe de France bekommen und er meine Alfons-Jacke. Also nur für ein Foto. Meine Jacke gebe ich nicht her. Das "Bellevue" hat viele tolle Projekte und deshalb besuche ich es immer wieder mal. Momentan läuft da ein tolles Projekt mit dem BR zusammen. Die haben in einer Art Speed-Dating ein paar BR-Angestellten mit Geflüchteten zusammengebracht. Und die entwickeln jetzt gemeinsam Songs, Gedichte, Geschichten. Toll.

Mittwoch: Zu Bruno ins Museum

Zugewandert aus Tirol, stapfte er 2006 durch die bayerischen Wälder, bis ihm sein Appetit auf Schafe zum Verhängnis wurde. Seither steht Bruno mit seiner Geschichte als Symbol des Konflikts zwischen Mensch und Natur im ersten Stock des Naturkundemuseums. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Ich beschäftige mich schon lange mit der Frage, wie ist der Mensch zu dem geworden, was er ist? Und da komme ich in München an einem Besuch im Museum Mensch und Natur nicht vorbei. Das passt auch zu meinem aktuellen Programm. Es heißt "Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Und gibt es dort genug Parkplätze?" Da gehe ich Fragen nach wie: Was hat der deutsche Steinzeitmensch zuerst erfunden? Das Feuer oder die Brandschutzverordnung? Ob ich die Antwort im Museum "Mensch und Natur" finde?

Donnerstag: Tiere und Tütensuppen

Heute geht's ins Lustspielhaus. Hat aber nichts mit meinen Auftritten dort in der nächsten Woche zu tun, sondern mit Traditionspflege. Till Hofmann, der Chef vom Lustspielhaus, mein Kameramann Eyk Friebe und ich gehen regelmäßig zusammen wandern. Sieben Tage mit dem Zelt in die Berge. Keine Menschen weit und breit. Nur Natur, Tiere und Tütensuppen. Und heute wird die nächste Wanderung geplant. Bei einem Gläschen Wein werden stundenlang Karten gewälzt, Bücher studiert und am Ende fahren wir dahin, wo wir immer hinfahren - in die französischen Alpen. Weil es da am schönsten ist. Und weil man nach vier Flaschen Wein auch irgendwann mal Schluss machen muss mit der Planung.

Freitag: Besuch beim Kollegen

Der Komiker Abdelkarim spielt im Schlachthof sein Programm "Wir beruhigen uns". (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Abdelkarim spielt im Schlachthof. Er war schon oft Gast in meiner Sendung " Alfons und Gäste", also mache ich quasi mal einen Gegenbesuch. Ich bin übrigens selbst auch immer gerne bei der Sendung "Schlachthof" im BR zu Gast. Bei meinem ersten Auftritt dort hatte ich allerdings ein kleines Problem. Nachdem man dort seine Kabarettnummer gespielt hat, geht es noch an den Tresen, wo man richtig viele Fragen zu aktuellen Themen beantwortet - mir aber zu merken, wo ich was erzählen will - unmöglich! Okay, mach' ich mir halt Notizen. Die Redaktion meinte aber, Stichwortzettel in der Hand, das sieht nicht so gut aus. Zum Glück ist mir etwas eingefallen, was ich in der Schule in Frankreich gelernt habe: Ich hab' meinen Spickzettel direkt auf den Tisch geschrieben. Ich dachte, nach der Sendung wische ich es wieder ab. Aber dafür war es wohl der falsche Stift. Ich habe geahnt, jetzt gibt es Ärger - aber nein, es ist Kult geworden! Meine Notizen stehen im Schlachthof inzwischen unter Denkmalschutz und jedes Mal kommen neue dazu.

Samstag: Leute beobachten

Am Samstag ist immer was los in den Straßen von München und das ist perfekt für meine Lieblingsbeschäftigung: Leute beobachten. Am liebsten treffe ich authentische, geradezu urige Menschen. Und das geht am besten, wenn man sich mitten reinstürzt in die Bräuche und Traditionen einer Region. Ich war zum Beispiel mal bei einer Sitzung eines Schnupfclubs dabei - quasi als "embedded Franzose". Deren Ziel ist die Pflege und Verbreitung des Schnupfbrauchtums. Im Prinzip heißt das, die konsumieren Schnupftabak ohne Ende. Und das ist schon toll. Das sind die Einzigen, die von ihrem Hobby die Nase gestrichen voll haben und es trotzdem gerne ausüben.

Sonntag: Französisch frühstücken

Tartelettes, Eclairs und viele weitere französische Leckereien bietet das Café Dukatz im Glockenbachviertel. (Foto: Catherina Hess)

Ich lasse die Woche ruhig ausklingen und freue mich schon mal auf mein Publikum in der nächsten Woche im Lustspielhaus. Am besten geht das im Café Dukatz im Glockenbachviertel. Da gibt es Croissant, Pain au chocolat und Café au lait wie in Frankreich - ich sag doch, München ist das Paris Bayerns!

Emmanuel Peterfalvi stammt aus Paris und kam 1991 nach Deutschland. Hier wurde der Komiker bekannt als "Alfons", der rasende Reporter mit orangefarbener Trainingsjacke und überdimensionalem Püschel-Mikrofon. Er drehte unzählige Umfragen für die TV-Satiresendung "Extra 3", für "Roglers rasendes Kabarett" und vor allem seine eigenen TV-Formate "Alfons & Gäste" und "Puschel TV". Parallel dazu stelle er diverse Soloprogramme auf die Bühne. Peterfalvi wurde mit dem Bayerischen Kabarettpreis, dem Deutschen Kleinkunstpreis und dem Bundesverdienstkreuz für sein Engagement für die deutsch-französische Freundschaft ausgezeichnet. Seit 2017 hat der 56-Jährige auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

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