Statistisches Amt:Vierstellige Beträge für eine Nacht in einer Airbnb-Wohnung

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Jedes achte Bett in München wird über Airbnb vermietet. (Foto: dpa)
  • Das Statistische Amt der Stadt hat Inserate auf der Vermittlungsplattform Airbnb ausgewertet und einen detaillierten Report erstellt.
  • Das Ergebnis ist eine Momentaufnahme aus dem April 2018. In dieser Zeit wurde jedes achte Bett in der Stadt über Airbnb angeboten, die Spanne reicht von zwölf bis hin zu 3699 Euro.
  • Der Report sagt nichts darüber aus, ob die Wohnungen unerlaubt angeboten wurden.

Von Camilla Kohrs

Ein "cozy room" im "Herzen von München"? Oder doch lieber ein "amazing apartment"? Mit diesen Wörtern bewerben Airbnb-Vermieter besonders häufig ihre Angebote in München. Eine Mitarbeiterin des statistischen Amtes der Stadt hat die Münchner Inserate bei Airbnb ausgewertet und einen detaillierten Report über das Angebot der Plattform in der Stadt erstellt. Die Daten wurden im April 2018 gesammelt, die Zahlen stellen also eine Momentaufnahme dar. Das Unternehmen selbst gibt solche Daten bisher nicht heraus.

In dem Report zeigt sich, wie groß Airbnb mittlerweile in München geworden ist: Rund 11 600 Betten werden demnach über die Plattform vermietet. Bezieht man die Betten vom traditionellem Hotelgewerbe mit ein, wird mehr als jedes achte Bett über Airbnb angeboten. Diese Betten stehen in mehr als 7150 Wohnungen, Häusern und anderen Gebäuden und werden von rund 6400 Gastgebern angeboten. Zum Vergleich: Ende 2017 zählte die Tourismusbehörde in München 430 Hotelleriebetriebe. Im Bezirk Untergiesing-Harlaching gibt es sogar mehr Betten, die über Airbnb vermietet werden, als von Hotels, heißt es im Bericht.

Airbnb
:Wer langfristig über Airbnb vermietet, ist unsolidarisch

Die Internet-Plattform funktioniert vor allem deswegen so gut, weil sich so viele Stadtbewohner beteiligen. Mit ihrem Verhalten erschweren sie anderen aber die Wohnungssuche.

Kommentar von Camilla Kohrs

Airbnb wirbt gern damit, dass Touristen in den Ferienunterkünften "weltweit zuhause" sind. Wie die Auswertung ergab, sind allerdings mehr als die Hälfte der Angebote Unterkünfte, in denen die Gäste sich die Wohnung nicht mit Einheimischen teilen, sondern die gesamte Wohnung für sich haben. Räume, in denen die Touristen mit anderen übernachten, werden in München kaum angeboten, der Rest entfällt auf private Zimmer.

Airbnb-Unterkünfte finden sich hauptsächlich in der Innenstadt, besonders viele liegen demnach in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, gefolgt von der Maxvorstadt und Schwabing-West. In der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt gibt es auch am meisten exklusive Angebote, also Unterkünfte, die mehr als 246 Euro pro Nacht kosten und somit zu den teuersten in der Stadt gehören.

"Oktoberfest"-Angebote auf Airbnb sind im Schnitt teurer

Davon abgesehen ist preislich in München vieles möglich: Die Spanne reicht von zwölf Euro bis hin zu 3699 Euro pro Nacht. Der mittlere Preis liegt bei 99 Euro, wobei man an den Stadträndern günstiger schläft als in zentral gelegenen Vierteln. Vermieter, die mit dem Wort "Oktoberfest" für sich werben, sind im Schnitt 53 Euro teurer als die der Anbieter, die es nicht erwähnen.

Ziel sei es gewesen, einen Überblick über die Airbnb-Geschäfte in München zu schaffen, sagt die zuständige Statistikerin Silke Joebges. Allerdings kann der Report keinen Aufschluss darüber geben, wie viele Ferienwohnungen unerlaubt angeboten werden, weil nicht erfasst wurde, wie häufig die Unterkünfte vermietet wurden.

Die Stadt versucht seit Jahren gegen die sogenannte Zweckentfremdung von Wohnungen vorzugehen und richtete dafür 2013 eine Sonderermittlungsgruppe ein. Das Verwaltungsgericht München hat im Dezember entschieden, dass Airbnb Daten zu Wohnungen an die Stadt weitergeben muss. Das Unternehmen kann gegen diese Entscheidung jedoch noch Berufung einlegen.

© SZ vom 04.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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