Münchens OB-Bewerber Dieter Reiter:Gestatten, mein Name ist Reiter

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Anzapfen mit drei Schlägen, 53 Jahre alt, 1,91 lang, Schuhgröße 47, Hoffnungsträger der Münchner SPD: Dieter Reiter soll Nachfolger von Oberbürgermeister Christian Ude werden. Doch wer ist der Mann eigentlich? Was hat er mit der Oiden Wiesn zu tun? Und hat er das Zeug zum Stadtoberhaupt?

Lisa Sonnabend und Beate Wild

Dieter Reiter hat mit dem Erfolg schon gerechnet. "Ich gehe davon aus, dass es einen Vorschlag geben wird", sagte der 53-Jährige am Wochenende. Und so kam es auch. Drei Monate war Reiter - wie auch seine Konkurrenten Brigitte Meier und Alexander Reissl - durch die Ortsvereine der SPD getingelt, um dafür zu werben, dass er der richtige Kandidat für die Nachfolge Christian Udes ist. Reissl zog vor ein paar Tagen seine Bewerbung zurück, Meier nach dem Votum der Ortsvereine. Denn 33 von 44 votierten am Montag für Reiter. Daraufhin sprach sich auch der SPD-Vorstand für den 53-Jährigen aus und schlug ihn als Oberbürgermeisterkandidaten für die Wahl 2014 in München vor. Doch wer ist Dieter Reiter eigentlich?

Nur drei Schläge: Dieter Reiter hat seine Qualitäten beim Anzapfen auf dem Oktoberfest 2011 schon einmal unter Beweis gestellt. (Foto: Robert Haas)

Woher kommt Dieter Reiter?

Dieter Reiter ist gar kein Münchner, zumindest nicht ganz. Er wurde am 19. Mai 1958 in Rain am Lech bei Donauwörth geboren, zog allerdings mit seinen Eltern bereits im zarten Alter von zwei Jahren nach München und wuchs dort auf. Derzeit wohnt er in in einen Ort im Süden von München. Im Falle einer OB-Kandidatur erwägt er allerdings einen Umzug ins Zentrum der Stadt. Reiter ist auch erst seit April 2011 Mitglied in der Münchner SPD, genauer im Ortsverein Au. Zuvor gehört er dem Ortsverein Straßlach-Dingharting an. Die Folge: In München ist er bislang nur wenig verwurzelt. Dieter Reiter ist verheiratet und hat drei Kinder.

Welche Ausbildung hat Reiter durchlaufen?

Der heute 53-Jährige hat eine klassische Verwaltungskarriere hingelegt: Nach dem Abitur besuchte er die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege in Hof und schloss sie 1981 mit dem Titel Diplom-Verwaltungswirt ab. Danach fing Reiter an zu arbeiten - und übernahm schnell leitende Funktionen in der Verwaltung der Landeshauptstadt München in der Stadtkämmerei. Lange war er Leiter des Kassen- und Steueramtes. Seine Verwaltungskompetenz wird ihm als Vorteil ausgelegt. Denn das Amt des Oberbürgermeisters ist auch ein Verwaltungsjob. Da hilft es, wenn man die Abläufe einer Behörde kennt.

Wie verlief seine politische Karriere?

Im April 2009 wurde Reiter berufsmäßiger Stadtrat in München und Nachfolger von Reinhard Wieczorek im Amt des Referenten für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt. Sein Referat gehört mit einem Budget von 80 Millionen Euro zwar zu den kleineren, aber zu einem der wichtigen. Als städtischer Referent ist Reiter für sechs Jahre gewählt und wird nach Besoldungsgruppe B7 bezahlt; das heißt, dass er brutto etwa 9000 Euro im Monat verdient. Bei der Kandidatur zum Wirtschaftsreferenten setzte sich Reiter gegen 40 Kandidaten durch, bei der zum OB hatte er zum Schluss nur noch zwei Konkurrenten.

Zu seinem Aufgabengebiet als Wirtschaftsreferent zählen die Betreuung der Stadtwerke, der städtischen Beteiligungen an Flughafen oder Messe und er muss sich um die Wirtschaftsförderung und die kommunalen Gewerbeflächen kümmern. Diese Themen dürften auch Kernpunkte im OB-Wahlkampf sein, seiner Versiertheit auf diesen Gebieten wird Reiter nutzen. Auch das städtische Tourismusamt ist dem Referat unterstellt, so dass Reiter auch Organisator des Oktoberfests ist. Der 53-Jährige ist dem pragmatischen, wirtschaftsnahen Flügel der SPD zuzuordnen. Im Gegensatz zu seiner Konkurrentin Brigitte Meier, die dem linken Flügel angehört.

Hat Reiter auch schon mal Rückschläge einstecken müssen?

Im Frühjahr 2008 kandidierte Reiter bei der Kommunalwahl. Er verpasste allerdings den Einzug in den Gemeinderat von Straßlach-Dingharting, seiner Heimat. Reiter war auf Platz zwei der Liste, die SPD errang allerdings nur ein Mandat.

Wie bekannt ist Reiter bei den Münchnern?

Reiters größtes Manko war lange, dass er relativ unbekannt ist. Doch seit 2010 hat sich dies ein wenig gewandelt. Denn er erregte großes Aufsehen vor und während des Jubiläums-Oktoberfests. Er organisierte die Historische Wiesn maßgeblich mit und sammelte Sympathiepunkte, als er den rüpelnden Wiesn-Wirt Sepp Krätz abmahnte. Dem amtierenden OB Christian Ude kann Reiter jedoch noch lange nicht das Wasser reichen: Zu wenigen Münchnern ist der Wirtschaftsreferent bisher ein Begriff. Doch daran will Reiter arbeiten.

Welchen Ruf hat Reiter?

Reiter verfügt über Charaktereigenschaften, die einen Oberbürgermeister ausmachen und die bei der Bevölkerung ankommen: Er ist durchsetzungsstark - ohne dabei unsympathisch zu wirken, bestimmt - aber bodenständig. Manche finden allerdings auch: zu bodenständig. Ein weltläufiges, intellektuelles Auftreten wir das von Philosophieprofessor, Ex-Kulturstaatssekretär, SPD-Mitglied (und einst Udes Favorit für seine Nachfolge) Julian Nida-Rümelin liegt ihm fern.

Wie ist sein Verhältnis zu Ude?

"Ich habe einen guten Draht zu ihm", sagte Reiter einmal über Oberbürgermeister Ude. Und das stimmt. Denn Ude hat früh durchklingen lassen, dass er Reiter für einen geeigneten Nachfolger hält und damit dem 53-Jährigen ungemein geholfen. Die beiden kennen sich offenbar so gut, dass Ude es Reiter auch nicht übelnimmt, wenn der öffentlich ein Witzchen über ihn reißt. Bei einer Diskussionsrunde machte sich Reiter darüber lustig, dass Ude zwar den ersten Laptop in der Stadtverwaltung bekommen hatte, ihn aber wohl bis heute nie angeschaltet hat.

Hat Reiter das Zeug zum OB?

Auf dem historischen Teil des Oktoberfestes hat Reiter seine OB-Qualitäten schon einmal unter Beweis gestellt. Er musste an der "Dicken Berta" gegen Ude antreten - und hängte das amtierende Stadtoberhaupt ab. Ziel bei dem nostalgischen Fahrgeschäft ist es, eine Scheibe so fest anzuschieben, dass sie möglichst weit nach oben gleitet. Bei Ude reichte es nur zum "Ogeber", Reiter dagegen stieß ein wenig fester und so wurde ihm bescheinigt, ein "Pfundskerl" zu sein. "Wiesn-Moaster" wurden allerdings beide nicht. Auch als die SZ die SPD zum Probeanzapfen ins Weinzelt lud, stellte Reiter sich nicht schlecht an. Drei Schläge benötigte er bei seinem ersten Fassanstich, Ude erledigt die Aufgabe mit zwei Schlägen und einem Sicherheitsschlag.

Eine Größe ist Reiter sowieso. 1,91 Meter misst er - und hat Schuhgröße 47. Reiter sagt: "Große Fußstapfen sind kein Problem für mich." Das zumindest hat bereits OB-Potential.

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