Luise-Kiesselbach-Tunnel:Bitte warten

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Wer gedacht hat, mit der Eröffnung des Tunnels wäre die Zeit der großen Staus vorbei, hat sich getäuscht. Jetzt listen die städtischen Referate eine ganze Reihe von Restarbeiten auf - und planen mit einer Dauer von zwei Jahren.

Von Marco Völklein, München

Die Ruhe in der Garmischer Straße trügt. Seit der Großteil des Verkehrs nach der Inbetriebnahme des knapp 400 Millionen Euro teuren Straßentunnels im Untergrund rollt, ist es deutlich leiser geworden. Allerdings wird es so in den kommenden zwei Jahren nicht bleiben: An der Oberfläche sowie bei den Zu- und Ausfahrten stehen noch weitere Bauarbeiten an. "Das Projekt ist noch nicht fertig", heißt es aus dem Bau- und dem Kreisverwaltungsreferat. Die Autofahrer sollten sich an so mancher Stelle rund um den neuen Tunnel auf weitere Behinderungen gefasst machen.

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Kreuzung Passauerstraße

Besonders knifflig ist es nach wie vor an der Kreuzung mit der Passauerstraße. Dort muss das Baureferat in den kommenden Monaten die Brücke sanieren und komplett umgestalten. Schon jetzt gibt es viele Staus; vor allem aber ist das Abbiegen nach Norden und nach Süden in die Passauerstraße mehr als umständlich. "Das wird sich ändern", verspricht Sabine Effner von der Verkehrsabteilung des Kreisverwaltungsreferats (KVR) - und zwar schon in eineinhalb Wochen.

Von Ende August an wird zwar die Brücke halbseitig gesperrt, damit die Arbeiter dort loslegen können. Im Gegenzug aber wird das Baureferat über einem Teil des neuen Heckenstallertunnels eine Art "riesigen Kreisverkehr" einrichten, der es dann erlaubt, auch wieder in alle Fahrtrichtungen abbiegen zu können. Allerdings werden die Autofahrer am Anfang zunächst an die neue Verkehrsführung gewöhnen müssen. "Es könnte etwas dauern, bis sich alle in der neuen Situation zurechtfinden", sagt Effner.

Rampe Heckenstaller-Trog

Weil der Platz für den fließenden Verkehr benötigt wurde, konnte das Baureferat die Rampe, die an der Murnauer Straße in den Heckenstaller-Trog führen soll, nicht zur Inbetriebnahme fertigstellen. Dies hat zur Folge, dass Autofahrer, die etwa aus der Waldfriedhofstraße kommend auf dem Ring nach Osten wollen, noch nicht direkt in den Heckenstaller-Trog einfahren können - sie müssen einen langen Umweg (und einige Staus) über Murnauer Straße, Höglwörther Straße und Heckenstallerstraße bis zur Passauerstraße in Kauf nehmen. Möglichst bis zum Frühjahr 2016, versichert Tunnelbau-Projektleiter Johann Wittmann vom Baureferat, soll dieses Problem gelöst sein. Denn bis dahin soll die besagte Rampe fertig werden. Erste Bretterverschalungen haben die Arbeiter bereits abmontiert, in den nächsten Wochen und Monaten wollen Wittmann und seine Leute loslegen.

Wichtig ist: Die Tempo-30-Beschränkung an der Einfahrt von der A 95 in den Tunnel wird wohl bis zur Inbetriebnahme der Rampe bleiben. Denn solange Wittmanns Leute an der Rampe werkeln, ist die Einfädelspur von der A 95 auf den Ring in Richtung Osten verkürzt - die Arbeiter benötigen den Platz. Um Unfälle an dieser kniffligen Stelle zu vermeiden, habe man die Geschwindigkeit auf Tempo 30 herabgesetzt, sagt Effner. Und Wittmann ergänzt: Man habe auch deshalb den neuen Tunnel ein paar Wochen früher als eigentlich geplant in Betrieb genommen, um in diesem Jahr, noch bevor der Winter einsetzt, möglichst viel von den Restarbeiten erledigen zu können.

Luise-Kiesselbach-Platz

Wer mit dem Auto von Osten kommend aus dem Heckenstaller-Trog ausfährt und weiter auf die A 95 will, der muss derzeit noch über einige provisorische Fahrbahnen steuern. Darunter allerdings, das sieht man bei einer Tour mit Effner und Wittmann über die Baustelle, ist bereits ein Großteil der künftigen Fahrbahnen fertig. Auch Teile der neuen Ampelanlagen sind bereits installiert. Vermutlich an einem Wochenende im November, sagt Effner, werden Bagger anrollen und die neuen Fahrbahnen freilegen - gleichzeitig wollen die KVR-Fachleute die drei Ampelanlagen in Betrieb nehmen, die den Verkehr aus den großen Zufahrtsstraßen steuern.

"Das alles ist technisch nicht ganz einfach", sagt KVR-Verkehrsplanerin Effner. Ihre Leute werden zunächst den Verkehr an Ort und Stelle beobachten und die Ampeln, wenn nötig, vom Dienst-PC oder vom Laptop aus nachsteuern. Dabei geht es mitunter auch nur darum, eine Grünphase wenige Sekunden kürzer oder länger zu schalten. Das Grobgerüst der künftigen Ampelschaltung stehe, sagt Effner. "Feinjustieren kann man es dann nur im Echtbetrieb."

Garmischer Straße

Viele Anwohner dürften sich darauf freuen: Wo jetzt noch eine Asphaltwüste herrscht, soll bis zum Jahr 2017 eine ansehnliche Anwohnerstraße entstehen, mit viel Platz für Fußgänger und Radfahrer, mit Bäumen und einer Promenade in der Mitte. Planer sprechen dabei gerne von "einer Aufwertung der Aufenthaltsqualität". Bis dahin allerdings wird noch eine Menge zu tun sein für die Baufirmen. Größere Verkehrsbehinderungen erwarten die städtischen Planer allerdings nicht. Der Großteil des Verkehrs rollt ja nun im Untergrund.

Nordeinfahrt

Ähnlich stellt sich die Situation an der A 96 dar. Dort muss das Baureferat noch eine Stützwand errichten - momentan ist an deren Stelle eine provisorische Holzwand zu sehen. Auch die Fahrbahnen von der A 96 werden in den nächsten Monaten fertig. Dort gibt es zwar, vor allem zur Hauptverkehrszeit, Staus - doch das KVR erwartet, dass sich das mit der Zeit einspielen wird.

© SZ vom 24.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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