1860 München:Wie ernst es Ismaik mit dem Stadionneubau ist

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Hasan Ismaik (re.) und Löwen-Präsident Peter Cassalette im Stadion. (Foto: imago/MIS)

1860-Investor Hasan Ismaik will in Riem eine Fußballarena samt Löwenzoo bauen. Ein seriöser Plan oder leeres Versprechen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Heiner Effern und Markus Schäflein

Wie seriös ist Hasan Ismaik als Investor und Geschäftspartner?

Sein bisheriges Verhalten beim TSV 1860 war schon häufiger Anlass für Unmut und Kopfschütteln. Immer wieder wurden Pläne gemacht und ebenso schnell wieder verworfen. Im vergangenen Jahr stellte er dem Verein benötigte Kredite in Millionenhöhe für das Lizenzierungsverfahren nicht zur Verfügung, Sechzig musste zur Rettung seine Vermarktungsrechte an die Firma Infront abtreten. Weil er im Dezember vorhandene Darlehen nicht in Genussscheine umwandelte, musste der TSV 1860 eine Strafe der Deutschen Fußball-Liga in Höhe von 750 000 Euro hinnehmen. Zuletzt kündigte Ismaik eine Überweisung von einer Million Euro für Winter-Neuzugänge an, die nie eintraf.

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Wie wahrscheinlich ist es dann, dass ein Stadion in Riem gebaut wird?

Trotz der Ankündigungen eher unwahrscheinlich. Es gibt noch nicht einmal eine Prüfung oder eine Machbarkeitsstudie, schon gar keine Baugenehmigung. Sollte der wankelmütige Ismaik die Baupläne wirklich vorantreiben wollen, bleibt abzuwarten, wie er auf die Hürden der Bürokratie und die Überraschungen bei der Planung reagiert.

Welche Intention steckt hinter dem Versprechen?

Darüber rätseln auch die Verantwortlichen des TSV 1860. Zum einen dürfte es ihm maßgeblich darum gegangen sein, die Anhänger wieder hinter sich zu bringen, nachdem sie ihn zuletzt scharf kritisiert hatten. Zum anderen hat Ismaik zuletzt immer wieder einen Verkauf seiner Anteile am TSV 1860 in Erwägung gezogen, war aber nie mit den Angeboten zufrieden. Die Vorbereitung eines Stadionbaus mit Grundstück und Genehmigung würde den Wert der Anteile erhöhen. Auch Ismaiks neueste Firma könnte eine Rolle spielen: Ende August 2015 erwarb er 37 Prozent an der jordanischen Immobilien- und Grundstücksfirma Jordan Masaken for Land & Industrial Development Projects. Für dieses Jahr hat Ismaik einen Börsengang zur Kapitalerhöhung angekündigt; ein Großprojekt in München könnte ihm da zupass kommen.

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Warum brauchen die Löwen ein Stadion für 52 000 Zuschauer?

Sie brauchen es nicht - das ist jedenfalls die einhellige Meinung aller Experten und auch der vereinseigenen Stadionkommission. Nur in wenigen Spitzenspielen erreichen sie eine derartige Besucherzahl. Eine Kapazität für rund 30 000 Anhänger würde für die Löwen vollkommen ausreichen, zumal bei einem viel größeren Stadion nicht nur die Baukosten, sondern auch die laufenden Kosten deutlich steigen. Dass Ismaik plötzlich diese neue Zahl nannte, verblüffte auch Vereinsinsider.

Welche Rolle spielt die Zustimmung des FC Bayern?

Eine sehr große. Schließlich existieren gültige Verträge darüber, dass 1860 in der Allianz Arena zu spielen hat - nicht nur mit dem FC Bayern München als Vermieter, sondern auch mit Logenbesitzern, die für die Heimspiele zweier Vereine an den FC Bayern zahlen und bei einem Wegfall des TSV 1860 auf einen Preisnachlass pochen könnten. Und Verträge mit der Cateringfirma, die die Rechte für die Bewirtschaftung der Allianz Arena teuer erwarb. Gegen die Verträge versuchte der TSV 1860 bereits im Jahr 2010 gerichtlich vorzugehen - erfolglos. Ein Auszug aus der Arena dürfte vor 2025, wenn die Verträge enden, nur gegen hohe Ablösezahlungen möglich sein.

Was wären die konkreten nächsten Schritte?

Die Stadt wartet nun darauf, dass der TSV 1860 München offiziell in einem Schreiben seinen Willen bekundet, das neue Stadion zu bauen. Ein formeller Beschluss der Vereinsgremien wäre dafür hilfreich. Aus dem müsste unter anderem hervorgehen, wer der Bauherr werden soll. Dazu sollte der Verein der Stadt eine Planskizze liefern, auf der die Lage, die ungefähr benötigte Grundfläche und die Zuschauerkapazität dargestellt sind. Diese Informationen sind bisher nur in Teilen aus informellen Gesprächen bekannt. Entscheidende Voraussetzung für die weitergehende Planung wäre eine verlässliche Finanzierung, die der Stadt vorgelegt werden muss. Erst dann wird sich die Verwaltung tiefergehend mit den Plänen befassen.

© SZ vom 22.02.2016 / lein, heff - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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