Aktuelles Lexikon:Vilnius

700 Jahre ist die Stadt alt. Wenn der Nato-Gipfel vorbei ist, wird gefeiert. (Foto: Sean Gallup/Getty Images)

Litauens Hauptstadt, in die nun die Staats- und Regierungschefs der Nato reisen.

Von Viktoria Großmann

Es ist ein aufregendes Jahr für die litauische Hauptstadt, und der Juli ganz besonders. Derzeit ist der Luftraum über Vilnius gesperrt, um die Spitzen der Nato-Staaten bei ihrem zweitägigen Gipfel zu schützen. Am 25. Juli wird die Stimmung gelöster sein: Dann feiern die 570 000 Einwohner mit einem Festival den 700. Geburtstag ihrer Stadt. Bereits in der Steinzeit ließen sich Menschen an diesem Ort nieder, und schon lange vor der Stadtgründung siedelten Balten, Slawen und Juden an der Stelle, an der der kleine Fluss Vilnia in die Neris mündet. Daher hat die Stadt ihren Namen, er bedeutet "Welle". Mit dem Zusammentreffen verschiedener Völker hat Vilnius Erfahrung, gute wie leidvolle. Nach dem Ende des Großfürstentums Litauen war die Stadt vom 18. Jahrhundert an mal russisch, mal schwedisch besetzt, zwischen den Weltkriegen gehörte sie zu Polen, bis die Deutschen einmarschierten. Sie ermordeten im "Jerusalem des Nordens", wie die Stadt mitunter genannt wurde, fast alle Juden. Als sowjetische Provinzhauptstadt wurde Vilnius fast komplett neu besiedelt. Heute ist Vilnius wieder, wie schon im 19. Jahrhundert, ein Zufluchtsort für Exilanten aus Belarus. Der Nato-Gipfel hat das Potenzial, hohe Wellen zu schlagen - und ist in der reichen Geschichte der Stadt doch nur ein Plätschern.

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