Geschichtsbild:Jürgen Trittin und sein Staat

1997 bei Gorleben: Jürgen Trittin, damals Vorstandssprecher der Grünen, zeigt sich. (Foto: AP/ullstein bild)

Von Constanze von Bullion

In der Kunst der Verwandlung hat er es weit gebracht: vom Bremer Fabrikantensohn zum lederbejackten Gorleben-Kämpen (1997) und vom Systemverächter zu einem, der die Demokratie verteidigt wie die eigene Haut. Jürgen Trittin, einer der dienstältesten Steuerleute der Grünen, war immer mal für Krawall zu haben - und für eine Sorte feinen Spotts, dem politische Rivalen nur schwer beikamen. Sein Vater war 1941 der Waffen-SS beigetreten, Sohn Jürgen ging zum Kommunistischen Bund, studierte Soziologie in Göttingen. Manchen Irrweg wie das Schönreden des "Mescalero-Briefs", der nach dem RAF-Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback 1977 auch "klammheimliche Freude" zu Protokoll gab, hat Trittin später als schweren Fehler bezeichnet. Überhaupt, es gab da Metamorphosen. Als Umweltminister handelte Trittin 2001 den Atomausstieg aus. Als Parteilinker organisierte er den Realos wie Joschka Fischer aber auch Mehrheiten, wenn es knapp wurde; wie 1999 beim Bosnien-Einsatz. "Gutes Regieren beweist sich in der Fähigkeit zur Umkehr", sagte Jürgen Trittin in seiner letzten Bundestagsrede. Zum Jahresende verlässt er das Parlament.

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