Geschichtsbild:Scholz auf dem SPD-Parteitag

Berlin, 20. Oktober 2002: Es spricht der neue SPD-Generalsekretär. (Foto: via www.imago-images.de/imago images/Enters)

Von Detlef Esslinger

Sucht der Mensch sich Aufgaben, oder suchen die Aufgaben sich den Menschen? Olaf Scholz hatte sein erstes Regierungsamt gerade hinter sich, als er am 20. Oktober 2002 auf dem SPD-Parteitag in Berlin als Generalsekretär anfing. Bei dem Amt hatte es sich um das des Innensenators von Hamburg gehandelt, von Mai bis Oktober 2001; als eine Art letzte Patrone der SPD. Mit einer Politik der harten Hand sollte er verhindern, dass tatsächlich ein Rechtspopulist namens Ronald Barnabas Schill in den Senat käme; es klappte nicht. Auf dem Parteitag nun ahnte der neue Generalsekretär kaum, was fünf Monate später auf ihn zukommen würde: ein Projekt des Parteichefs Gerhard Schröder, Agenda 2010 genannt. Scholz' Art, es zu vertreten, und überhaupt sein öffentliches Auftreten brachten ihm eine Schmäh-Bezeichnung ein: "Scholzomat". Ein Manko sieht er darin bis heute nicht. Er sei schließlich einer von nur neun Deutschen, die es zum Kanzler gebracht haben. Aber da die Probleme inzwischen von einer anderen Nummer sind als Schill und Agenda 2010, ist eine gewisse Sehnsucht nach einem Scholz geblieben, der ohne "omat" die Leute packt. Beim SPD-Parteitag an diesem Wochenende wäre wieder Gelegenheit dazu. Der neunte Kanzler will ja kaum der erste sein, den die Deutschen nicht wiederwählen.

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