Porsche-Börsengang:Vom Übermut der Überflieger

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Der Autobauer in Stuttgart wird wohl in wenigen Wochen an die Börse gehen. Ein sinnvoller Schritt - aber nicht ohne Risiko.

Kommentar von Max Hägler

Drei 911er-Rennwagen, die auf lange Stelen montiert sind und scheinbar in den Himmel schießen - die Installation auf dem Porscheplatz in Stuttgart-Zuffenhausen ist Ausdruck des großen Selbstbewusstseins. Man ist mittlerweile der strebsame Überflieger, bei den Produkten, beim Gewinn. So scheint es nur konsequent zu sein, dass sich diese Firma teilweise herauslösen will aus dem Volkswagen-Konzern: Ende dieses Monats wird man wohl Porsche-Aktien an der Börse kaufen können.

Tatsächlich ist es eine nachvollziehbare Abspaltung, zumal es ja nicht nur um das Selbstbewusstsein und Autonomiebedürfnis der Schwaben und der namensgebenden Porsche-Familie geht, die sich schon in den Leitindex Dax träumen. Bis zu zehn Milliarden Euro frisches Geld dürfte dem Volkswagen-Konzern in Wolfsburg durch den Teilverkauf der Tochterfirma zufließen. Ein Teil wird als Sonderdividende an die Eigentümer weitergereicht. Mit einer hübschen Milliarde Euro kann etwa das Land Niedersachsen rechnen. Dieses steht übrigens gerade vor einer Wahl, was die Börsenpläne beflügelt haben dürfte. Den größten Batzen kann der Konzern aber selbst nutzen, um die weiterhin so gewaltige wie teure Transformation zu finanzieren: etwa für Roboterauto-Software oder E-Fahrzeug-Fabriken.

Oliver Blume will beide Unternehmen führen: Das ist gewagt

Und wieso erst jetzt? Weil eben nichts ohne Nachteil ist. Der Krieg, die Inflation, die drohende Rezession, all das lässt am richtigen Zeitpunkt für den Börsengang zweifeln. Doch andererseits: Luxusartikel und die Aktien ihrer Produzenten laufen fast immer, egal wie schlecht es der Restwelt geht, auch wenn es pervers klingt. Viel problematischer ist die Komplexität. Weil dem Volkswagen-Konzern die sehr guten Leute ausgehen, soll und will Oliver Blume beide Unternehmen in Personalunion führen, so als ob es jeweils Halbtagsjobs wären: Volkswagen in Wolfsburg und Porsche in Stuttgart. Das klingt nach Überflieger, ja. Das klingt aber vor allem nach Übermut.

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