Aktuelles Lexikon:Idol

Die Freude an ihm ist dem Menschen nicht auszutreiben. Wie man bei Pelé wieder sieht.

Von Kia Vahland

Es gibt Wörter, die sind so groß, dass man kaum noch sagen kann, ob sich in ihnen ein Grundbegriff menschlicher Zivilisation ausdrückt, oder es ob nicht vielmehr irgendwann das Wort selbst war, welches das Denken, Glauben und Fühlen geprägt hat. So verhält es sich mit dem Idol. Um das Idol kommt nicht herum, wer sich in dem Sprach- und Gedankenraum bewegt, der auf die europäische Antike zurückgeht. Im Lateinischen kann idolum sowohl Bild als auch Abbild bedeuten, es kann für ein geistiges Bild stehen, ein Trugbild oder für ein Bildwerk zum Anschauen und Anfassen. Lange wurde das Idol mit dem gleichgesetzt, was für Martin Luther der Götze war: das verehrte Bild einer heidnischen Gottheit, wobei es diese nicht nur darstellen, sondern die Gottheit in dem Bild selbst präsent sein soll. Diesem Phänomen begegnet die jüdisch-christliche Tradition mit äußerstem Misstrauen ("Du sollst dir kein Gottesbild machen"). Gänzlich verbieten aber ließ sich die Idolatrie nie, zu groß ist die Lust der Menschen am Bewundern. Heute richtet sie sich gerne auf Stars, die ja für die meisten auch nur als mediale Bilder in ihrem Leben erscheinen. Ein solcher bildgewordener Mensch war der brasilianische Fußballer Pelé. Nach seinem Tod nennen ihn viele erst recht ganz unbefangen: ein Idol.

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