Stellt man sich Frankreich als Drucktopf vor, dann ist nun der Deckel ab. Statt nur den stets selbstbewussten Emmanuel Macron zu sehen, kann man nun eine Schicht tiefer schauen, in ein Land, in dem die Mehrheit sich schon seit fünf Jahren nicht von diesem omnipräsenten Hyper-Präsidenten repräsentiert fühlt. Das neu zusammengesetzte Parlament bildet die Machtverhältnisse so ab, wie sie sich auch in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl vor zwei Monaten zeigten: Ein Drittel unterstützt Macron und seinen Mitte-Kurs, der sich aus liberaler Wirtschaftspolitik, dem Betonen individueller Freiheiten, internationalem Sendungsbewusstsein und einer Prise opportunistischen Zickzacks zusammensetzt. Das nächste Drittel wählt links, in Schattierungen von grün und EU-freundlich bis antikapitalistisch und EU-allergisch. Das verbleibende Drittel ist rechts. Manche noch bürgerlich-konservativ, doch schon bei den Républicains beginnt, was sich in Marine Le Pens Rassemblement National dann in Reinform zeigt: ein aggressiv-nationalistisches Denken, das auf identitäre Kämpfe setzt.
MeinungParlamentswahl in Frankreich:Im Aufstand liegt die Chance
Kommentar von Nadia Pantel
Lesezeit: 3 Min.
Das politische System in Frankreich hat sich viel zu lange von den Bürgerinnen und Bürgern abgekapselt. Das Wahlergebnis bietet die Möglichkeit, sich der Krise der Demokratie zu stellen.
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