Aktuelles Lexikon:Alter

Er "scholzt" momentan nicht: Bundeskanzler Olaf Scholz. (Foto: Michaela Rehle/Reuters)

Olaf Scholz benutzt jetzt Jugendsprache, zumindest ein bisschen. Aber auch er selbst ist mittlerweile Teil davon, genauso wie Angela Merkel und Christian Lindner es sind.

Von Vivien Timmler

Die Sprache der Jugendlichen verändert sich ständig. "Lauch", "Ehrenmann", "cringe", "bodenlos": All diese Ausdrücke haben es erst in den vergangenen Jahren in den Wortschatz der Jungen geschafft - und könnten bald schon wieder out sein. "Alter" hingegen ist regelrecht eine Konstante der Jugendsprache. Der Ausdruck hat nichts mit den Lebensjahren des Gegenübers zu tun. Er bedeutet so viel wie Kumpel oder Freund, lässt sich aber auch durch "Digga" ersetzen. Dem Germanisten Nils Bahlo zufolge wurde er als studentischer Begriff erstmals 1754 aufgeführt. Im Gegensatz zu Nomen wie "Babo" (Boss), Verben wie "hustlen" (schwer arbeiten) oder anerkennenden Ausrufen wie "slay" wird "Alter" auch von Menschen jenseits der 30 verwendet. So nun auch von Olaf Scholz, 65. "Echt, Alter, das ist Quatsch", sagte er am Donnerstag im Gespräch mit Bürgern in Dresden. Wäre er der Jugendsprache wirklich mächtig, hätte er das Wort "Quatsch" natürlich durch "Bullshit" ersetzt und noch ein "mega" vorangestellt. Auch Scholz selbst taucht mittlerweile in der Jugendsprache auf: Das Verb "scholzen" bedeutet so viel wie "abtauchen". "Merkeln" ist übrigens gleichbedeutend mit "keine Entscheidung treffen". Und wer "lindnert", der "tut etwas lieber gar nicht, als es schlecht zu machen".

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