Österreich:Das Staatsmännlein

Österreichs Kanzler Sebastian Kurz hat sich mit Brüssel angelegt. Mal wieder. Mit seiner jüngsten Klage über einen "Impfbasar" und "Geheimverträge" in Brüssel hat er weitere Sympathien verspielt. Das passiert, wenn man auf internationaler Bühne als Parteipolitiker agiert.

Von Cathrin Kahlweit

Sebastian Kurz ist Zweifel und Kritik nicht gewöhnt; der junge österreichische Kanzler war ein Shootingstar und ist immer noch der beliebteste Politiker im Land. Aber die Anfangserfolge bei der Covid-Bekämpfung sind verflogen; Österreich ist Mittelmaß beim Impfen, während die stark vom Tourismus abhängige Wirtschaft in die Knie geht, die Infektionszahlen wieder stark steigen und sich der Kanzler gegen die Länder mit einem scharfen Lockdown nicht mehr durchsetzen kann.

Derzeit fliegt Kurz so viel um die Ohren, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein kann, wann sich seine Popularitätswerte in den Keller bewegen. In Brüssel ist das offenbar schon der Fall. Der Österreicher inszenierte sich als Gegner einer expansiven Schuldenpolitik, stellte sich immer wieder schützend vor den ungarischen Rechtspopulisten Viktor Orbán, gibt in Flüchtlings- und Asylfragen den Hardliner.

Mit seiner jüngsten Attacke gegen einen "Impfbasar" und "Geheimverträge" in Brüssel hat er aber nun weitere Sympathien verspielt; nicht zuletzt in Berlin findet man die Klage über Österreich als Opfer im EU-Verteilungskampf nur peinlich. Sebastian Kurz agiert als Parteipolitiker, nicht als Staatsmann. Vielleicht war das immer so. Aber jetzt ist es nicht mehr zu übersehen.

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