Aktuelles Lexikon:Mea culpa

Katholische Formel, jetzt auch wieder vom Protestanten Gerhard Schröder in Anspruch genommen.

Von Annette Zoch

"Ich bin kein Bereuer", sagt Altbundeskanzler Gerhard Schröder im Gespräch mit der SZ. "Mea culpa ist nicht mein Satz." Es ist nicht das erste Mal, dass der Protestant Schröder diese katholische Sprachformel benutzt. "Ich mache jetzt nicht einen auf Mea culpa", das hatte er schon zwei Monate nach Russlands Überfall auf die Ukraine der New York Times gesagt. Das "Mea culpa" ist Teil des "Confiteor", des Schuldbekenntnisses, das am Beginn der Heiligen Messe gesprochen wird: "Ich bekenne, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe", sagt die versammelte Gemeinde. Und weiter: "Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken - durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld." Bis zur Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil war die lateinische Formel üblich: "Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa." Christinnen und Christen glauben, dass Sünde sie von Gott trennt und die Menschen daher auf Vergebung angewiesen sind. Bevor die Gläubigen also später in der Messe, in der Eucharistie, Gott begegnen, so die katholische Lehre, soll deshalb alles Trennende beseitigt und Schuld bekannt werden. Am Ende des Confiteor spricht der Priester die Vergebungsbitte: "Der allmächtige Gott erbarme sich unser."

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