Im Anfang ist nicht das Wort. Im Anfang ist die Sprachlosigkeit. Vielleicht muss es so beginnen. Mit der blanken Not, das Gemetzel jüdischen Lebens in seiner ganzen Gnadenlosigkeit zu erfassen. Mich zumindest hat es zuerst nur verstummen lassen. Die Worte werden gewogen und für zu leicht befunden. Unverfügbar alle Begriffe, die Sinn ergeben könnten in dieser Sinnlosigkeit. Ich schaue staunend auf das Tempo, mit dem andere zu reagieren wissen. Bei mir ist alles aus den Fugen. Ich misstraue Sätzen, die passend klingen, weil es mir nicht einleuchten will, wie es dafür eine passende Sprache sollte geben können. Ich misstraue öffentlichen Formeln, die alles richtig machen wollen, aber dann doch nur wie eilig dahinbehauptete Anteilnahme ohne Einfühlung klingen. Echte Anteilnahme ist nicht kostenlos zu haben. Sie tut weh oder sie ist keine.
Nahost-Konflikt:Die toten Winkel der Empathie
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Wie umgehen mit dem Leid, der Gewalt und der tiefen Unsicherheit dieser Tage? Die Antwort kann nicht sein, im Namen der einen den anderen die Menschlichkeit zu verweigern. Sie muss in maximaler Zugewandtheit liegen.
Kolumne von Carolin Emcke
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