Nahost-Konflikt:Die toten Winkel der Empathie

Lesezeit: 4 min

In Shefayim, Israel, beerdigten sie am vergangenen Dienstag Opfer der Terrorattacke auf einen Kibbutz. (Foto: Amir Levy/Getty Images)

Wie umgehen mit dem Leid, der Gewalt und der tiefen Unsicherheit dieser Tage? Die Antwort kann nicht sein, im Namen der einen den anderen die Menschlichkeit zu verweigern. Sie muss in maximaler Zugewandtheit liegen.

Kolumne von Carolin Emcke

Im Anfang ist nicht das Wort. Im Anfang ist die Sprachlosigkeit. Vielleicht muss es so beginnen. Mit der blanken Not, das Gemetzel jüdischen Lebens in seiner ganzen Gnadenlosigkeit zu erfassen. Mich zumindest hat es zuerst nur verstummen lassen. Die Worte werden gewogen und für zu leicht befunden. Unverfügbar alle Begriffe, die Sinn ergeben könnten in dieser Sinnlosigkeit. Ich schaue staunend auf das Tempo, mit dem andere zu reagieren wissen. Bei mir ist alles aus den Fugen. Ich misstraue Sätzen, die passend klingen, weil es mir nicht einleuchten will, wie es dafür eine passende Sprache sollte geben können. Ich misstraue öffentlichen Formeln, die alles richtig machen wollen, aber dann doch nur wie eilig dahinbehauptete Anteilnahme ohne Einfühlung klingen. Echte Anteilnahme ist nicht kostenlos zu haben. Sie tut weh oder sie ist keine.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusJudenhass und Alltag
:Sehr verehrte Antisemiten

Viele von euch hassen uns, einige von euch aber haben uns sogar lieb: Ihr seid rechts, links, doof, klug, divers, tragt Irokese, Burka oder Minirock. Eine Klarstellung für dunkle Tage in Deutschland.

Gastbeitrag von Alexander Estis

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: