Iman Vellani:Auf dem Weg zum Weltstar

Lesezeit: 2 min

"Eine wunderbare Feier der pakistanischen Kunst und Kultur": Iman Vellani Anfang Juni in Beverly Hills. (Foto: Chris Pizzello/AP)

Als muslimische Superheldin des "Marvel"-Universums dürfte Iman Vellani zur Heldin sehr, sehr vieler junger Menschen weltweit werden.

Von David Pfeifer

Manchmal muss man einfach nur zur richtigen Zeit die richtigen Dinge tun und wird zur Heldin. Das gilt natürlich für alle Stars des "Marvel"-Universums, ganz besonders aber für Iman Vellani. Die 19-jährige Vellani spielt in der neuesten Serie der äußerst erfolgreichen Comic-Verfilmungen die Hauptrolle, "Ms. Marvel". Die war schon gezeichnet eine Ausnahmeerscheinung, als erste muslimische Superheldin, nun wird sie verkörpert von Vellani, und diese wird mit ihrer Figur auf ebenso ungewöhnliche Weise berühmt.

Iman Vellani wurde in Karatschi geboren, die Eltern wanderten aus, als sie ein Jahr alt war, sie hat die kanadische und pakistanische Nationalität. Sie entspricht auch körperlich nicht der Norm, der Superhelden-Darstellerinnen sich normalweise fügen müssen. Vellani wirkt zierlich, aber nicht heruntergehungert, um in ihr Kostüm zu passen. Das macht sie schon zweifach zur Identifikationsfigur für Jugendliche außerhalb der westlichen Schönheitsideale. "Es sind nie die braunhäutigen Mädchen aus Jersey City, die die Welt retten", sagt sie in einer Szene zu ihrem besten Freund. Damit könnte sie den Nerv vieler solcher Menschen treffen, auch außerhalb der USA. Auf Disney+ ist die Streaming-Serie seit dem 8. Juni zu sehen, in Pakistan, dem Herkunftsland der "Ms. Marvel"- und der Vellani-Familie, wurde schon vor Monaten ein Kinostart der ersten zwei Folgen für den 16. Juni angekündigt.

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Knallbunt, heiter und doch ernst

Die Disney-Lizenznehmerfirma HKC Entertainment hatte die Idee für das Kino, weil "Ms. Marvel" eine Hollywood-Heldin mit deutlich pakistanischer Prägung ist, man den Streaming-Dienst in Pakistan aber gar nicht empfangen kann. Gleichzeitig gilt das Land als wachsender Kino-Markt, der Comic-Kollege "Spider-Man" spielte mit seinem letzten Abenteuer 1,75 Millionen Dollar in nur 53 Kinos des Landes ein. Das soll "Ms. Marvel" nun übertreffen.

"Die Serie ist eine wunderbare Feier der pakistanischen Kunst, Kultur und derer Talente, da es ein so vielfältiges Engagement pakistanischer Kreativer in allen Bereichen gibt. Wir hätten uns kein besseres Geschenk zum Zuckerfest wünschen können als diese große Ankündigung", sagte Hammad Chaudhry, Chef von HKC Entertainment, dem US-Branchenblatt Variety. Tatsächlich waren neben Iman Vellani viele Künstler pakistanischer Herkunft an der Entstehung der US-Serie beteiligt. Dass man ihr das inhaltlich, aber nicht handwerklich anmerkt, sollte einen nicht zu sehr wundern, ist aber gerade wegen der Seltenheit eben doch erwähnenswert. Dabei werden Klischees abgearbeitet und Konflikte angesprochen, bis hin zur blutig erkämpften Unabhängigkeit Bangladeschs von Pakistan. Und das alles in einer knallbunten, schnellen und eher heiteren Erzählung. Die Kritiken sind überwiegend euphorisch, was auch an Iman Vellani liegt.

Schon als Mädchen war sie besessen von den Comics

Als Kind hatte sie sich zu Halloween als "Ms. Marvel" verkleidet, lange bevor sie die Rolle bekam. "Ich habe nur vorgesprochen, weil ich von Ms. Marvel und den Comics besessen bin", erzählte sie dem People-Magazin zum Serienstart: "Es war mein erstes Vorsprechen, und ich wollte eigentlich nur die Leute von Marvel kennenlernen." Das ist insofern eine doppelte Entwicklungsgeschichte, als auch die von ihr verkörperte Figur vom Superfan zur Superheldin wird.

Damit sind Figur und Darstellerin nicht nur Vorbild für muslimische Mädchen, sondern für Nerds aller Art, natürlich auch männliche. Und die sind schon noch die Mehrheit unter den Zuschauern, vor allem der Kinofilme. Nun ist es so, dass die Figuren des Marvel-Kosmos auf Jahre hinaus quervermarktet und ausgewertet werden, bis hin zur Unübersichtlichkeit. Ein erster Gastauftritt für "Ms. Marvel" im Kino wurde bereits für 2023 angekündigt. Iman Vellani dürfte damit zur Heldin sehr, sehr vieler junger Menschen weltweit werden, unabhängig von Glaube, Herkunft und Geschlecht.

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