Aktuelles Lexikon:Jakobiner

Die Jakobiner errichteten nach dem Sturz der Monarchie in Frankreich eine Schreckensherrschaft. (Foto: SZ Photo/SZ Photo)

Der Name ist Sinnbild für die Radikalisierung von Teilen einer fortschrittlichen Bewegung. Eine Tendenz, derer die SPD eher unverdächtig ist.

Von Joachim Käppner

Die Sozialdemokraten haben mitgeteilt, dass es in ihren Reihen kein Jakobinertum gebe. Es ging um die Genossin und Innenministerin Nancy Faeser; gemeint war sinngemäß, dass deren Karriere nach einem Scheitern als Spitzenkandidatin in Hessen nicht von der politischen Guillotine bedroht sei. Historisch betrachtet liegt Jakobinertum der dem Radikalismus doch eher abgeneigten SPD tatsächlich fern. Die Jakobiner, die als Erkennungszeichen eine rote Zipfelmütze trugen, standen für die extreme und brutalste Seite der Französischen Revolution nach 1789. Ihr Name ist Sinnbild für die Radikalisierung von Teilen einer fortschrittlichen Bewegung, die ihrerseits eine Tyrannei schaffen - so wie nach 1917 der Kommunismus, der dann seinerseits die Sozialdemokratie verfolgte. Benannt wurden die Jakobiner nach ihrem Versammlungsort, dem Pariser Jakobinerkloster. Sie stiegen nach dem Sturz der Monarchie zur stärksten Kraft der Revolution auf und errichteten eine Schreckensherrschaft des Wohlfahrtsausschusses unter Maximilien de Robespierre. Die Jakobiner ließen Köpfe rollen, ganz buchstäblich: Auch gemäßigtere Mitstreiter fanden sich unter der Guillotine wieder. Denn Robespierres Motto lautete: Wer Tugend will, braucht la Terreur, um sie durchzusetzen. 1794 wurden die Jakobiner gestürzt, Robespierre starb nun selbst durch das Fallbeil.

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