Italien ist immer wieder große Oper, viel Spektakel, laut und unterhaltsam, im Alltag wie in der Politik. Von daher muss man die schier überbordenden Emotionen ein wenig herunterdimmen, die der Tod Silvio Berlusconis freigesetzt hat. Die Zeit seit der Nachricht am Montagmorgen bis zum Staatsakt am Mittwochnachmittag im Mailänder Dom und vermutlich noch länger ist medialer Ausnahmezustand. Ein Nachruf jagt den nächsten, 20 Seiten Schwerpunktberichterstattung pro Zeitung sind fast schon die Untergrenze. Jede und jeder kondoliert, und viele auch politische Gegner finden erstaunlich warmherzige Worte für den "Cavaliere" - so als sei eine allseits tadellose Respektsperson verschieden und nicht ein fragwürdiger Selbstdarsteller der Sonderklasse. Wenigen Prominenten nur gelingt es, sich diesem Sog zu entziehen. Vom Ende einer Ära ist die Rede, mindestens, und es schwingt die Furcht mit: Wie soll es nur weitergehen jetzt, ohne ihn?
Italien:Der große Verführer
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Worüber alle feierlichen Nachrufe in Italien auf den "Cavaliere" nicht hinwegtäuschen können: Der nun verstorbene Silvio Berlusconi hat den Rechtsstaat systematisch beschädigt, aus schierem Eigennutz.
Kommentar von Marc Beise
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