Honduras:Ab in die USA

Lesezeit: 1 min

Es ist richtig, dass der mutmaßlich korrupte Ex-Staatschef Hernández an Washington ausgeliefert wird. Aber die Supermacht im Norden schuldet dem Land noch mehr als einen Gerichtsprozess.

Von Benedikt Peters

Man könnte sich jetzt aufregen. Da mischen sich die USA mal wieder ein in Lateinamerika, der Gegend, die sie viele Jahrzehnte lang arrogant als ihren "Hinterhof" betrachteten; sie lassen gegen den Staatschef von Honduras ermitteln, und kaum ist er zwei Monate aus dem Amt, wird er an sie ausgeliefert. Im Fall von Juan Orlando Hernández aber, dessen Berufungsantrag nun abgelehnt wurde, liegt der Fall anders: Die Honduraner können den USA dankbar sein, dass sie ihnen ihren Ex-Präsidenten bald abnehmen.

Nach allem, was man weiß - genau klären wird das hoffentlich der Gerichtsprozess, der demnächst in den USA ansteht -, hat Hernández in den acht Jahren seiner Regierungszeit das Elend in dem Land noch verschlimmert. Er hat sich mit Tricks an der Macht gehalten, nichts gegen die Armut getan, und er hat den Drogenschmuggel gefördert. Wo Drogen geschmuggelt werden, da regiert die Gewalt und die Bevölkerung leidet. Deshalb ist es richtig, dass er nun zur Verantwortung gezogen wird. Hernández soll Bestechungsgelder von Kartellen angenommen und sie geschützt haben. Als Zielland des Schmuggels waren die USA direkt betroffen. Der anstehende Prozess dort birgt außerdem einen Vorteil: Die honduranische Justiz ist von Hernández' Leuten unterwandert, deshalb ist die Chance auf ein seriöses Verfahren im Norden deutlich höher.

Washington schuldet den Honduranern aber noch mehr. Sie haben das Land wie die gesamte Region nicht nur wirtschaftlich ausgebeutet, sie tragen auch eine Mitschuld an früheren Bürgerkriegen und an dem Unwesen, das marodierende Banden in Honduras, Guatemala und El Salvador treiben. Vier Milliarden Dollar Investitionen hat Präsident Joe Biden zu seinem Amtsantritt versprochen, 14 Monate ist das her, doch Ergebnisse sind nicht zu sehen. Nach wie vor strömen Migranten zu Tausenden an die US-Südgrenze, weil sie das Elend in ihrer Heimat nicht mehr aushalten. Der Präsident muss das endlich anpacken.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: