Brexit:Wunden heilen

Auf der Suche nach gemeinsamen Interessen: Merkel und Johnson bei einer Pressekonferenz. (Foto: AP)

Großbritanniens EU-Austritt hat die Beziehung zu Berlin belastet. Nun müssen sich beide wieder auf gemeinsame Interessen besinnen. Das wird nicht leicht.

Kommentar von Alexander Mühlauer

Der Besuch von Angela Merkel im Vereinigten Königreich markiert eine Zeitenwende. Es ist nicht nur die wohl letzte Reise der Bundeskanzlerin nach Großbritannien, es ist auch das erste bilaterale Treffen mit Premier Boris Johnson nach dem vollzogenen Brexit, wenn man vom G-7-Gipfel in Cornwall einmal absieht. Die Ausgangslage ist nicht einfach, denn der britische EU-Austritt hat die Beziehung zwischen London und Berlin erheblich belastet. Beide Staaten konnten in den Brexit-Verhandlungen nur Gegner sein. Die Wunden, die diese heftige Auseinandersetzung hinterlassen hat, sind längst nicht verheilt.

Jetzt kommt es darauf an, sich auf gemeinsame Interessen zu besinnen. Um diese auszuloten, muss man, wie in jeder guten Beziehung, miteinander reden. Doch seit dem Brexit sind viele Gesprächskanäle, die vor allem über Brüssel geführt haben, gekappt. Es ist deshalb gut, dass es nun eine Art deutsch-britischen Ministerrat gibt. Es ist gut, dass die Außenminister beider Länder ein gemeinsames Papier verfasst haben. Und es ist gut, dass die Bundeskanzlerin das Land besucht, das die EU zwar verlassen hat, aufgrund seiner Werte aber eng mit Europa verbunden bleibt.

Einfach wird diese Zusammenarbeit nicht. Die Brexit-Ideologie steht weiterhin in krassem Gegensatz zum deutschen Verständnis, globale Probleme erst im Kreis der EU zu besprechen. Trotzdem müssen Berlin und London neue Wege gehen. Merkels Besuch war ein guter Anfang. Wer immer ihr nachfolgt, muss daran anknüpfen.

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