Regieren:Ohne Dogma regiert man besser

Lesezeit: 3 min

Die Grünen Annalena Baerbock und Robert Habeck haben in den vergangenen Monaten viele Glaubenssätze ihrer Partei über den Haufen geworfen. (Foto: Frederic Kern /imago images/Future Image)

Es muss einer Partei nicht schaden, sich von Glaubenssätzen zu verabschieden. Im Gegenteil: Wählerinnen und Wähler scheinen pragmatische Politik zu schätzen. Und die wird es brauchen.

Kommentar von Katharina Riehl

Selten in der deutschen Nachkriegsgeschichte ist ein politischer Paradigmenwechsel so bildstark dokumentiert worden wie auf dem Grünen-Parteitag in Bielefeld im Mai 1999, als dem grünen Außenminister Joschka Fischer ein roter Farbbeutel an den Kopf geschleudert wurde. Es war jener Parteitag, der den ersten Kriegseinsatz der Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg beschließen sollte, den Nato-Einsatz im Kosovo unter deutscher Beteiligung, und das ausgerechnet unter einer rot-grünen Regierung. Die Kritiker sahen den Einsatz als Völkerrechtsbruch - und als machtpolitischen Verrat grüner, also pazifistischer Werte. Das Foto von Fischers rotem Kopf und Kragen wurde, je nach Standpunkt des Betrachters, zum Symbolbild für politischen Pragmatismus oder den politischen Sündenfall.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusEnergiesicherheit
:Tausche Tempolimit gegen Atomkraft

In der Gaskrise wird man in Berlin kreativer: Würden die Grünen und die FDP sich von Grundüberzeugungen verabschieden, wenn der jeweils andere mitmacht? Klingt absurd - aber auszuschließen ist gerade nichts mehr.

Von Constanze von Bullion

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: