Aktuelles Lexikon:Correctiv

Das Recherchezentrum, welches das Potsdamer Treffen von AfD-Mitgliedern und anderen Rechtsextremisten aufdeckte.

Von Ralf Wiegand

Die Idee eines von Medienhäusern unabhängigen investigativen Journalismus stammt aus den USA. Dort gründete sich 2007 Propublica, unter anderem als Reaktion darauf, dass Verlage und Sender die Kapazitäten für tiefe, zeit- und personalintensive Recherchen zurückfuhren. Ein durch Spenden finanziertes Team soll ohne die Zwänge von Sendeplätzen oder Zeilenzahlen und ohne den Druck, Abos oder Werbung generieren zu müssen, nur dem Journalismus verpflichtet sein. Die Spender finanzieren also die Recherche, und nicht erst am Ende die Konsumenten das Ergebnis. Auch Correctiv, ein 2014 vom Journalisten David Schraven gegründetes Recherchezentrum mit Sitz in Essen und Berlin, folgt diesem Gedanken, von der Öffentlichkeit finanziert, in Zusammenarbeit mit ihr und für sie Missstände und Verborgenes aufzudecken - wie nun jenes Potsdamer Treffen, in dem AfD-Mitglieder und Identitäre Pläne für ein ausländerfreies Deutschland wälzten. Correctiv, einst mit großer finanzieller Unterstützung der Essener Brost-Stiftung gestartet, kooperiert bei Bedarf mit etablierten Medien, für einen Report über Machtmissbrauch im Profifußball auch mit der SZ. Die Potsdam-Recherche publizierte Correctiv aber allein auf seiner Webseite - und bringt sie auch als szenische Lesung ins Berliner Ensemble.

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