Der Tod des früheren US-Außenministers Colin Powell beflügelt gerade die Fantasien von Amerikas Impfskeptikern. Powell war gegen Covid-19 geimpft und ist trotzdem an Covid-19 gestorben. Seht her, die Impfung nützt ja gar nichts, heißt es jetzt. Dabei ist das einfach nur Unsinn.
Die Geschichte geht nämlich so: Ein sehr alter Mann hat sich klugerweise gegen Corona impfen lassen, das Virus war trotzdem stärker als er. So etwas kommt leider vor, denn mit zunehmendem Alter nimmt die Kraft des Immunsystems ab, der Impfschutz wird schwächer; und zugleich wächst, wie lange bekannt ist, mit dem Alter die Gefahr durch Covid-19. Powell aber war nicht nur 84 Jahre alt, er hatte noch dazu ein Multiples Myelom. Wegen dieser Leukämie und ihrer Therapie wird die Impfung bei ihm besonders schlecht angeschlagen haben. Längst sind all diese Risikofaktoren bekannt. Deshalb wird Menschen über 70 Jahren und solchen mit bestimmten Vorerkrankungen die dritte Impfung dringend angeraten. Und doch wird sie nicht alle schützen können.
Es ist ein trauriger Umstand, dass auch manche Geimpfte an Covid-19 erkranken, mitunter schwer, mitunter tödlich. Aber es ist keine Überraschung. Keine Impfung schützt zu einhundert Prozent. Die Corona-Impfung senkt das Risiko für einen schweren Verlauf zwar deutlich, sogar fantastisch, aber nicht auf null. Am Ende hängt die Gefahr, die das Virus für einen Menschen bedeutet, immer noch vom Alter ab: Ein geimpfter 80-Jähriger trägt in etwa das Risiko eines ungeimpften 50-Jährigen. Und Vorerkrankungen erhöhen es. So einfach und so grausam ist Covid-19.
Das alles lässt nur einen Schluss zu: Die Impfung schützt. Ohne sie gäbe es noch viel mehr Menschen, die wie Colin Powell an Covid-19 sterben. Mittlerweile ist jeder fünfte Covid-Patient auf deutschen Intensivstationen geimpft. Das bedeutet aber: Die meisten Kranken dort sind ungeimpft. Es sind Schicksale, die sich so leicht hätten abwenden lassen.