Bundesliga-Start:Der Profifußball muss nun solidarisch sein

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Profifußball ist Showbusiness, zugleich aber deutsches Kulturgut. Dieser Verantwortung muss die Profibranche nun gerecht werden. (Im Bild: Stadion der Frankfurter Eintracht beim Europa-League-Geisterspiel gegen den FC Basel am 12. März) (Foto: dpa)

Sollte der Spielbetrieb im Mai starten, stehen die Bundesliga-Vereine in der Pflicht, angemessen mit ihren Fernsehgeldern umzugehen.

Kommentar von Josef Kelnberger

Der Sportdirektor des FC Bayern München hat gerade eine große Transferoffensive angekündigt. Einen "internationalen Star", schau an, will er mit viel Geld im Sommer nach München holen. Außerdem beschäftigt den Sportdirektor gerade die Vertragsverlängerung des Torhüters Neuer, der in Interviews erklärte, er fühle sich unfair behandelt. Um wie viele Millionen Euro Gehalt es geht, kann niemand so genau sagen, spielt aber auch keine Rolle. Die eigentliche Frage ist: Können die Herren nicht einfach mal die Klappe halten?

Im Mai, so scheint es nun, dürfen sie wieder spielen, die Profifußballer, nach dem Arbeitsministerium hat auch die Sportministerkonferenz offenbar Zustimmung signalisiert für Spiele ohne Publikum, unter strengen Hygieneregeln. Das ist eine gute Nachricht für die Vereine, von denen vielen die Insolvenz droht, wenn die Fernsehgelder nicht fließen. Das ist eine gute Nachricht auch für viele Menschen, die diesen Sport lieben oder sich auch nur nach ein wenig Ablenkung sehnen in Corona-Zeiten. Für Millionen Menschen aber, die um ihre berufliche Existenz, ja um ihr Leben fürchten - für die ist diese Nachricht ein Affront. Und an diese Menschen, vor allem an die, sollten alle in der Fußballbranche jetzt denken.

Profifußball ist Showbusiness, zugleich aber deutsches Kulturgut. Es ist diese Kombination, die den Sport so populär macht. Dieser Verantwortung muss die Profibranche nun gerecht werden, mehr als jemals zuvor in ihrer Geschichte. Es wäre ein einzigartiges Privileg, sollten sie jetzt bald wieder Geld verdienen dürfen, indem sie in den hautnahen Zweikampf gehen, während der Rest der Gesellschaft das Tragen von Schutzmasken einübt. Es kann jetzt nicht nur darum gehen, schnell Meister und Absteiger zu ermitteln, in ein paar Geisterspielen Fernsehgelder einzusammeln. Die Liga steht, auch wenn das allzu sentimental klingt, in der Pflicht, den Menschen in dieser Krise Freude zu machen und dabei Zeichen der Solidarität zu setzen. Sie dürfen den Menschen gerne zeigen, dass sie wissen, welche große Privilegien sie genießen.

Sehr aufmerksam wird man dann verfolgen, wohin die Fernsehgelder wandern. In neue Transferoffensiven, in neue internationale Stars? Bestimmt auch irgendwann wieder in die, so tickt der Profisport nun mal. Zunächst einmal aber könnten andere Sportarten Unterstützung gebrauchen, vor allem aber der Breitensport. Ohnehin wäre es angemessen, sollten zugleich mit dem Profifußball auch im ganz normalen Sportbetrieb die Türen wieder aufgehen, zumindest einen Spalt breit. Dass Millionen Kinder und Jugendliche sich derzeit nicht austoben können in ihren Sportvereinen - das ist ein viel größeres Drama als die Finanzprobleme des Profifußballs.

© SZ vom 30.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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