Profil:Stephan Schippers

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Stephan Schippers, Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. (Foto: Revierfoto via www.imago-images.de/Imago Images/Revierfoto)

Borussia-Geschäftsführer vor einer schweren Entscheidung.

Von Philipp Selldorf

Er möge endlich nach Stuttgart abhauen, haben Anhänger des 1. FC Köln in dieser Woche dem langjährigen, eigentlich anerkannt verdienstvollen Geschäftsführer ihres Lieblingsklubs mitgeteilt. Alexander Wehrle hat sich in ihren Augen zweier Vergehen schuldig gemacht: Erstens stammt er aus Schwaben und erhält vom dort ansässigen VfB regelmäßig Angebote zur Rückkehr in die Heimat, die er empörenderweise nicht jedes Mal sofort zurückweist. Zweitens vertritt Wehrle als Verantwortlicher des FC eine bisher beispiellos rigorose Auffassung, wie die Vereine in Corona-Zeiten die Zulassung des Publikums regeln sollen. Beim Kölner Heimspiel gegen Hertha BSC zum Saisonstart am Sonntag lässt der Klub neben Geimpften und Genesenen zwar auch noch Fans ins Stadion, die einen negativen Test vorweisen können. Doch schon bei der nächsten Partie in Köln-Müngersdorf dürfen nur noch Zuschauer herein, die eine Impfung erhalten oder das Virus überstanden haben.

Vorerst will er sich keiner politischen Mission anschließen

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Wehrle äußerte die Erwartung, dass sich andere Vereine sehr bald dieser entschiedenen Vorgehensweise anschließen würden. Doch bisher hat sich keiner aus der Deckung gewagt. Dass Wehrles Mönchengladbacher Kollege Stephan Schippers keinen Platzverweis empfangen hat, als er sich jetzt vor knapp 1100 Leuten auf der Mitgliederversammlung zur Frage der Einlasspolitik äußerte, lag nicht daran, dass es sowieso unsinnig wäre, ihn an seinen Herkunftsort zu verwünschen - er ist unweit vom alten Borussia-Stadion am weltberühmten Bökelberg aufgewachsen (als begeisterter Fan hat er damals selber schon im Kindesalter eine Vereinsflagge zusammengebastelt). Sondern an seiner in alle Richtungen offenen Antwort auf die Frage zum künftigen Umgang mit den Zugangskriterien. "Es ist noch zu früh, dazu etwas zu sagen", erklärte Schippers, 54, der zu den erfahrensten Funktionären im deutschen Fußballgeschäft zählt und seit 1999 die beachtliche Entwicklung des Vereins unauffällig mitgeprägt hat. Am Freitagabend startet die Borussia mit der Partie gegen den FC Bayern ins neue Fußballjahr. Im Stadion werden dann 23 000 Menschen sein, die geimpft, genesen, getestet sind.

Es passt zu dem zurückhaltenden Borussen und studierten Betriebswirt, dass er sich bei diesem Thema vorerst keiner politischen Mission anschließen möchte. Eintracht Frankfurt hingegen vertritt ausdrücklich eine konträre Meinung zur quasi erzieherischen Kölner Position. "Einen reinen Zugang nur für Geimpfte können wir uns nicht vorstellen", erklärte Vorstandssprecher Axel Hellmann. Man sehe den "Riss durch die Gesellschaft", sagte er, der Fußball müsse aber zur Integration beitragen.

Die Klubs streben möglichst schnell volle Stadien an

Einig sind sich die Manager der Profi-Vereine in der Erwartung, dass die limitierte Öffnung der Stadien mit der soeben politisch festgelegten Obergrenze von 25 000 Anwesenden lediglich einen Übergangszustand darstellen dürfe. Kölner wie Frankfurter streben die baldige Vollauslastung der Häuser an. Das hat einerseits mit dem Selbstverständnis des Fußballs zu tun und andererseits mit der reihum herrschenden Notwendigkeit, die kritische Finanzlage zu verbessern. Publikumseinnahmen sind dazu elementar.

Selbst die mustergültig wirtschaftende Gladbacher Borussia hat jetzt für das Jahr 2020 ein Bilanzminus von fast 17 Millionen Euro bekannt gegeben. Zum bald wieder mit 50 000 Fans gefüllten Stadion bekennt sich auch der gemäßigte Borussia-Chef Schippers, der schon seit 1999 für Mönchengladbachs Fußballer wirkt: "Eines ist klar: Wir wollen möglichst zügig vor vollen Rängen spielen", rief er den Mitgliedern zu. Während der erzwungenen Abwesenheit des Publikums in der vorigen Saison hatte er erfahren, dass an den leeren Tribünen nicht nur die Geschäftszahlen leiden mussten, für die er zuständig ist. "Geisterspiele - das ist Fußball auf Notstrom", sagt Stephan Schippers.

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