Großbritannien:Der Premier schleift

Boris Johnson will an die Nordirland-Vereinbarungen mit der EU ran - die er selbst unterschrieben hat.

Von Alexander Mühlauer

Jetzt soll es also das Schmirgelpapier richten. Boris Johnson hat angekündigt, Teile des Brexit-Vertrags "in Form zu schleifen". Geht es nach dem britischen Premierminister, sollen "unnötige Hindernisse" geglättet werden. Als besonders behandlungsbedürftig empfindet Johnson das sogenannte Nordirland-Protokoll, das den Frieden auf der irischen Insel wahren soll. Was der Premier allerdings bewusst unerwähnt lässt, ist die Tatsache, dass er selbst der Verursacher der neuen Brexit-Hindernisse ist.

Er war es schließlich, der den Austrittsvertrag mit der EU genau so verhandelt hat. Er war es, der ihn unterschrieben hat. Und er war es, der damit die Unterhauswahl 2019 gewonnen hat. Anders als von Johnson behauptet, ist er dafür verantwortlich, dass es seit dem Jahresbeginn Kontrollen für den Güterverkehr zwischen Großbritannien und Nordirland gibt. Der Premier hat de facto eine Grenze in der Irischen See errichtet - und das Vereinigte Königreich gespalten.

Genau diese Grenze ist nun mit ein Grund für die Unruhen in Nordirland. Viele Menschen, die dort auf die Straße gehen, fühlen sich von Johnson betrogen. Der Premier muss sich der Wut stellen und versuchen, die Lage zu beruhigen. Klar ist allerdings schon jetzt: Mit ein paar Schleifarbeiten werden sich die Nordiren nicht zufriedengeben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: