30 Jahre Straßenzeitungen:Die Selbsthilfe der Wohnungslosen

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Am Pasinger Bahnhof verkauft Herr Afride regelmäßig die neueste Ausgabe der Straßenzeitung "Biss". (Foto: Catherina Hess/Catherina Hess)

Wer auf der Straße Zeitungen verkauft, ist nicht sozial schwach, sondern sozial stark. Warum es mehr Biss in Deutschland braucht.

Kolumne von Heribert Prantl

Der erste Preis ist ein Rollstuhl. Er ist voll beladen, er ist übervoll bepackt mit Plastiktüten und Müllsäcken. In den Müllsäcken ist kein Müll; darin sind vielmehr die Dinge, die man zum Überleben braucht. Die Überlebenssäcke sind festgezurrt an den Griffen des Rollstuhls. Dort angelehnt und mit einem Gürtel festgebunden ist noch ein zweites Gefährt, ein alter Trolley, ein Rollwägelchen, wie man es zum Einkaufen benutzt; dieser Trolley hier ist nicht von Samsonite und nicht von Rimowa, sondern vom Sperrmüll. Man sieht nicht gleich auf den ersten Blick, wem dieser seltsame Berg auf Rädern gehört. Erst auf den zweiten Blick wird man gewahr, dass der Rollstuhl vor einer Bank steht, auf der ein Mann schläft. Der Rollstuhl transportiert dessen Besitz, der Trolley birgt dessen Habseligkeiten. Wir sehen das Wohnmobil eines Wohnungslosen.

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