Arktis:Im Eise bereit

Russland und die USA rüsten auf im hohen Norden, leider nicht nur rhetorisch.

Von Kai Strittmatter

Es ist schon bemerkenswert: Da eskaliert der Konflikt im Nahen Osten, und der neue US-Außenminister treibt sich im hohen Norden herum. Antony Blinken besucht in Island den Arktischen Rat, lässt sich auf Grönland die neuen Drohnen demonstrieren, mit denen dort das Polarmeer auf Eindringlinge überwacht werden soll. Die Arktis, lange vergessen von den USA, steht mit einem Mal ganz oben auf der Liste ihrer Prioritäten.

Es bahnt sich eine neue Ära an. Wirklich menschenleer war die Arktis entgegen der Vorstellung vieler ja nie. Doch das ewige Eis sorgte dafür, dass sie in großen Teilen beneidenswert unberührt blieb von menschlicher Aktivität und auch menschlichem Konfliktdrang. Nun aber ist das Eis nicht mehr ewig. Es drängen nach Norden die Schiffe und die Bergbaukonzerne, und es drängen nach Norden die Militärs.

Die Anrainerstaaten feiern die Arktis bis heute als Rarität: ein Weltflecken, wo sich niemand die Köpfe einschlug und sich niemand ein Wettrüsten lieferte. Längst aber hat das Rüsten begonnen, und Russland und die USA sorgen dafür, dass auch die Rhetorik der Rivalität Einzug hält. Ja, die Arktis ist bis heute eine "Niederspannungsregion", aber als Vorhersage für die Zukunft klingt das Wort immer mehr wie ein frommer Wunsch.

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