Aktuelles Lexikon:Nouvelle Vague

Jean-Paul Belmondo ist tot - aus diesem Anlass erinnert man sich an die revolutionäre Glanzzeit des französischen Kinos.

Von David Steinitz

Die Filmemacher der Nouvelle Vague waren ein "Terrorkommando", schrieb die Filmkritikerin Frieda Grafe. So fielen die Regisseure François Truffaut, Jean-Luc Godard, Éric Rohmer, Claude Chabrol und andere über die verstaubte französische Kulturszene der Nachkriegszeit her. Die jungen Männer fingen fast alle als Filmkritiker bei den legendären Cahiers du cinéma an. Die Zeitschrift wurde zum "journal de combat", ihrem Kampfblatt. Sie machten sich über das träge Kino der Vätergeneration lustig, das mehr an den Traditionen der Literatur als an denen des Films orientiert war. Sie bereiteten ihre Leser durch ihre Texte auf die Filme vor, die ihnen selbst vorschwebten. Filme, die ohne Kostümopulenz außerhalb von Studios gedreht werden sollten, auf der Straße, wo das wirkliche Leben spielte, mit einem kleinen, flinken Team und viel Improvisation. Für diesen Traum kamen ihnen die technischen und die politischen Entwicklungen der Fünfzigerjahre entgegen: die neuen, leichteren Kameras und die Kulturförderprogramme unter Charles de Gaulle. Einer der ersten Filme dieser Nouvelle Vague, also der Neuen Welle, war "Außer Atem", 1960. Der Hauptdarsteller Jean-Paul Belmondo, der am Montag gestorben ist, wurde so zum Gesicht des einflussreichsten Generationenwechsels der Filmgeschichte.

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