Spielfilmtipps zum Wochenende:Die Skrupellosen

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Plötzlich geht alles wieder: Martin (Mads Mikkelsen) liebt den Rausch. (Foto: WDR/Degeto/Weltkino Filmverleih/Henrik Ohsten)

"Der Rausch", "Sayonara", "Das Spiel der Macht", "Absolute Power" und "Ad Astra - Zu den Sternen": die Fernsehtipps zum Wochenende.

Von Fritz Göttler

Der Rausch

Komödie, WDR, Samstag, 23.10 Uhr

Was ein See-Lauf ist, das wissen die Schüler genau. Einen Kasten Bier einmal um den See schleppen, an jedem Zwischenhalt muss jeder eine Flasche leeren, wenn man dann, alle zusammen, mal kotzen muss, gibt's Punkteabzug ... Ein Paukerfilm aus Dänemark, 2020, von Thomas Vinterberg, der einst mit seinen Freunden die rebellische Truppe Dogma 95 gründete. Vier Lehrer rappeln sich auf gegen Midlife-Frust, mit einem gewagten Experiment: Eine wissenschaftliche These besagt angeblich, dass der Mensch mit 0,5 Promille Alkohol zu wenig im Blut geboren sei, wenn man also dieses Manko durch entsprechenden täglichen Alkoholkonsum morgens ausgleichen würde, müsste das die (nicht nur pädagogische) Kreativität fördern ... Die strengen Moraldebatten kommen 2020 gerade erst in Fahrt, und im Fernsehen gibt es aufgekratzte Polit-Profis wie Jelzin, Juncker, Sarkozy und viele andere.

Sayonara

Liebesfilm, Arte, Sonntag, 14.05 Uhr

No fraternization ... fangt nichts mit den japanischen Girls an, hieß es für die im Land stationierten US-Soldaten in den Fünfzigern. Aber dann verliebt sich der unberechenbare Marlon Brando als US-Pilot, daheim standesgemäß verlobt, in eine japanische Tänzerin. Truman Capote hat Brando beim Dreh in Japan besucht und ein großes Stück über ihn im New Yorker geschrieben: "Die aufregendste Person, die ich seit Garbo getroffen habe. Ein Genie." Das Genie über den Film von Joshua Logan, 1957: "Ach, Sayonara, dieser herrliche Herz-Blumen-Nonsense, der angeblich ein seriöser Film über Japan sein soll ..." Er habe es des Geldes wegen gemacht, wollte selber einen Film inszenieren, einen Western. Davor auf Arte zwei Dokumentationen über Brando. Capotes melancholisches Meisterstück Frühstück bei Tiffany wurde 1961 verfilmt von Blake Edwards, mit Audrey Hepburn und dem wunderbaren George Peppard (3sat, Sonntag, 16.40 Uhr).

Das Spiel der Macht

Politthriller, ZDF Neo, Samstag, 20.15 Uhr

Was die Politik in Amerika treibt, was einen in die Politik treibt. Sean Penn als Provinzpolitiker in Louisiana, in den Fünfzigern, der mit den besten Absichten und sozialen Projekten schließlich doch der Korruption und dem Größenwahn nicht entkommt. Ein Film von Steve Zaillian, 2006, nach dem berühmten Roman von Robert Penn Warren. (Ein Lieblingsprojekt von Zaillian gibt es gerade auf Netflix: eine neue Verfilmung von Patricia Highsmith' Der talentierte Mr. Ripley.) Politik & Crime auch bei Clint Eastwood, er ist in Absolute Power, 1997, ein Einbrecher, der bei einem Millionär einsteigt. Er beobachtet, wie dessen Frau und ein Fremder ins Schlafzimmer kommen, es wird heftig zwischen ihnen, die Frau wehrt sich und schreit. Schon kommen zwei weitere Männer und schießen sie tot - denn der Fremde ist der Präsident der USA. Was 1997 wirkte wie Polit-Fantasy, sieht nun, im Trump-geplagten Amerika, sehr viel anders aus (Arte, Sonntag, 20.15 Uhr).

Ad Astra - Zu den Sternen

Science-Fiction, Pro Sieben, Sonntag, 20.15 Uhr

Ein Sohn sucht seinen Vater, der sich von ihm entfernt hat: Er ist vor vielen Jahren mit einem Spezialauftrag Richtung Neptun aufgebrochen, und plötzlich brach der Kontakt zu ihm ab. Die Erde ist erschöpft, die Menschheit muss neue Ressourcen im All suchen. Brad Pitt - der stille Amerikaner, der immer besser wird, je müder die Helden werden, die er verkörpert - ist Major Roy McBride, der Sohn, in diesem Film von James Gray aus dem Jahr 2019, der Vater ist Tommy Lee Jones. Der Weltraumfilm, die space opera, wie Stanley Kubrick oder Christopher Nolan sie zelebrierten, ist das letzte Refugium des poetischen Kinos. Im Nachspann dieses Films wird Tracy K. Smith gedankt, der afroamerikanischen Lyrikerin, die Gray half, den Ton für seine Weltraumodyssee zu finden. Sie bekam 2012 den Pulitzer-Preis für "Life on Mars", Gedichte in Erinnerung an ihren Vater, der einst am Hubble-Weltraumteleskop mitgearbeitet hatte.

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