TV-Kritik: 1. Halbfinale Eurovision Song Contest:Tonausfall - ein Segen

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Wie Stefan Raab versucht Englisch zu sprechen und warum Düsseldorf gleich hinter Kasachstan liegt. Pro Sieben blamiert sich mit der Austragung des ersten Halbfinales des Eurovision Song Contests.

Mirjam Hauck

Er hat Ralph Siegel den Titel des Mr. Grand Prix geklaut: Er ist selbst aufgetreten, hat Guildo Horn und Max Mutzke begleitet und mit seinem dritten Schützling Lena den Eurovision Song Contest nach Deutschland geholt. Doch das reicht Stefan Raab nicht: Es soll ein zweites Mal mit Lena klappen.

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Und nicht nur das: Raab hat sich selbst als Gastgeber der Millionenzuschauershow installiert und mit seinem Haussender Pro Sieben und Ko-Kommentator Steven Gätjen zwei Akteure mitgebracht, die mit dem Spektakel hoffnungslos überfordert sind. So überfordert wie Raab selbst.

Während Raabs Ko-Präsentatorinnen Anke Engelke und Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers charmante Gastgeberinnen sind, abwechselnd in Englisch und Französisch die Zuschauer begrüßen, die Regeln des Wettsingens erklären und mit den Teilnehmern parlieren, muss sich Raab mangels größerer Fremdsprachenkenntnisse auf ein "Hallo Düsseldorf", ein "Thank you Oslo" und sein breites Grinsen beschränken.

Noch schlimmer erwischt es das Fernsehpublikum aber mit Steven Gätjen, dem Pro-Sieben-Moderator, der dem Kommentator Peter Urban zur Seite gestellt wurde. Urban ist seit vielen Jahren das Highlight jeder ARD-Eurovision-Song-Contest-Übetragung. Keiner bespricht besser kurze Kleidchen, falsche Töne und überdrehte Windmaschinen.

"Singen tut gleich Evelina"

Während Urban in einem mit CD-großen Pailletten bestickten Etwas der polnischen Sängerin eine Ritterrüstung sieht, ist für Gätjen das voluminöse Kleid der georgischen Repräsentantin einfach "ein Griff ins Klo". Sprachlich ähnlich gewandt zeigt er sich bei der Ankündigung des litauischen Beitrags: "Singen tut gleich Evelina".

Da ist es fast ein Segen, dass nach der Hälfte der Beiträge die Tonleitung aus der Kommentatorenkabine zusammenbricht - im Livestream im Internet gab es sogar schon am Anfang Störungen - und von Gätjen erst mal nichts und dann nur dessen Stimme über eine Telefonleitung zu hören ist. Da klingt sie dann immerhin fast so sonor wie die Urbans. Dieser seufzt während der Übertragung hörbar ins Mikrofon und raunt ob der technischen Panne, dass man wohl gerade aus Kasachstan sende - und nicht aus Düsseldorf.

Zehn Lieder haben sich im ersten Halbfinale für den Wettbewerb am Samstag qualifiziert: unter anderem schwedischer Pop aus Aserbaidschan, ein paradisischer Oskar aus Finnland, die ungarische Madonna und die georgischen Linkin Park. Bei so viel Internationalität könnten die ARD, Anke Engelke und Judith Rakers spätestens für die Finalshow gut auf Stefan Raab und sein Mitbringsel Gätjen verzichten. Er sollte die Bühne alleine Lena überlassen.

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