TV-Aus für "Verbotene Liebe":Genug geliebt, gelitten, gelogen

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Aller Laster Anfang: Jan (Andreas Brucker) und Julia (Valerie Niehaus) verknallten sich am 2. Januar 1995 in der ersten Folge von Verbotene Liebe. (Foto: Frank Dicks/ARD)

Hinterhältig waren bei "Verbotene Liebe" alle, ob im Bett, in der Firma, oder im Leben. Aber nach mehr als 20 Jahren ist das Format überstrapaziert. Am Freitag läuft die letzte Folge der Daily Soap.

Von Carolin Gasteiger

"Sag es ihm einfach", denkt man, wenn man allein den Trailer ansieht. Wochenlang hat Mila von Draskow (Stefanie Rösner) alle hinters Licht geführt, nun ist sie dabei, unter Tränen zu gestehen, wer sie wirklich ist. Wird sie endlich glücklich werden? Ihre große Liebe finden? Oder macht ihr Verbündeter Frederic (Nic Romm) doch noch alles kaputt? Auch diese Woche werden Fans von Verbotene Liebe wieder mitfiebern, sich aufregen oder vielleicht sogar die Taschentücher zu zücken. Die Erwartungen sind größer denn je, denn wenn Frederic zum Knüppel greift und auf seinen Widersacher losgeht, wird das zugleich das Ende von Verbotene Liebe  sein.

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Aus der jetzt.de-Redaktion

Ursprünglich war diese 4664. Folge mit dem Titel "Reinen Tisch" und einem weiteren Gastauftritt von Elke Heidenreich als Staffelende geplant, nun hat die ARD entschieden, das Format endgültig zu kippen. An diesem Freitag läuft nach 20 Jahren und sechs Monaten die allerletzte Folge.

Angefangen hat alles mit Jan und Julia, die sich am 2. Januar 1995 zufällig am Flughafen über den Weg liefen - und verliebten. Dass sie Geschwister waren, konnten sie damals noch nicht ahnen. Bald gesellten sich zu dieser verbotenen Liebe Intrigen und Enttäuschungen. Im Zentrum stand die adlige Familie von Lahnstein, deren geballte Schicksalsschläge jeden normalen Menschen in die Verzweiflung treiben würden. Immer wieder tauchten uneheliche Kinder auf, vertuschte Geschäfte oder tot geglaubte Liebhaber. Mal wurde das Clanoberhaupt vom eigenen Sohn betrogen, dann war es auf See verschollen. Jeder betrügt jeden, im Bett, in der Firma, im Leben. So ging das nun mehr als 20 Jahre lang.

Aber, das war der große Unterschied zu Marienhof , der anderen langjährigen werktäglichen ARD-Vorabend-Soap, alles, was passierte, war viel schicker, glamouröser, opulenter: Modelabel statt Gemüseladen, Bistro statt Eckkneipe. ARD-intern galt Verbotene Liebe immer als das Lachsschnittchen, Marienhof hingegen als Wurstbrot. Als Marienhof im Juni 2011 abgesetzt wurde, sahen viele auch Verbotene Liebe auf der Abschussliste. Aber die Verantwortlichen hielten an der Soap fest. Bis jetzt. In einer Mitteilung dankt ARD-Programmdirektor Volker Herres allen Beteiligten und lobt die Serie, weil sie "früh für Toleranz in der Liebe und Akzeptanz der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft eingetreten ist". Aber in den vergangenen Jahrzehnten habe sich gesellschaftlich einiges verändert, "einstige Tabus wurden hinterfragt und sind heute vielerorts keine mehr." Anders ausgedrückt: Vielleicht hat man das Format einfach überstrapaziert.

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Im Sommer 2014 war schon einmal Schluss. "Alle Schattierungen des Verbotenen und Glamourösen" seien erzählt, sagte Volker Herres damals. Doch die Fans protestierten und die ARD probierte es noch einmal als Weekly - ein Experiment, das nun an "nachlassendem Zuschauerzuspruch" (Pressemitteilung) gescheitert ist. Die Trauer unter den Fans hält sich in Grenzen. "Na endlich, die letzten Wochen waren der absolute Schwachsinn", schreibt einer auf Facebook. Irgendwann ist eben auch für Lachsschnittchen die Zeit gekommen.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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