"Tatort" aus Freiburg:Scheiße am Schuh

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Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) suchen Sara (Johanna Wokalek) an ihrem Arbeitsplatz in einer Spülküche auf. (Foto: Benoit Linder/SWR)

Im Schwarzwald erledigt die Polizei ordentlich ihren Job - und lässt so viel Raum für eine großartige Johanna Wokalek.

Von Claudia Fromme

Ein missmutiger Kommissar tritt in Hundekacke, und schon ist das Thema dieses Tatorts gesetzt: "Wer einmal Scheiße am Schuh hat ..." Es riecht fortan schlecht, wenn Ermittler Berg (Hans-Jochen Wagner) auftaucht, und damit das mit der Scheiße auch wirklich von allen verstanden wird, gibt es in Saras Geständnis viele Anspielungen darauf. Natürlich hat das mit dem Fall zu tun, an dem Berg mit seiner Kollegin Tobler (Eva Löbau) gerade arbeitet. In dem spielt Sara Manzer (Johanna Wokalek) die zentrale Rolle, und ja, auch ihr hängt etwas an. Ihr altes Leben als reiche Verlegertochter und Partytier. Und ihr jüngeres Leben im Knast. Sie war dort, weil sie ihren Vater im Suff erstochen haben soll. "Ich will einfach nur mit euch nach vorne schauen", sagt sie zu ihren Freunden am Tag ihrer Entlassung.

Doch tags darauf steht die Staatsmacht wieder vor der Tür. Ein Ex-Polizist ist erstochen worden, in der Nähe des Hauses, in dem sie wohnt. War sie nicht wegen Totschlags im Knast? Beim Opfer zu Hause liegt ihre Akte neben Akten von JFK und Olof Palme, der Mann hat prominente Kriminalfälle weiterverfolgt. Wie Sara Manzer in die Reihe passt, ist unklar, es ist wohl der Schwarzwald, der sie mit dem Toten verbindet, und wenn die Handlung zu dröge wird, schwenkt die Kamera über den dunklen Forst.

Viele Themen in einem Film: Da wirkt das Spiel manchmal angespannt

Berg und Tobler arbeiten sich unter der Regie von Kai Wessel solide durch den Fall. Manchmal wirkt ihr Spiel angespannt, vielleicht, weil sie all die Themen unterbringen müssen, die auch noch im Drehbuch von Astrid Ströher stehen: die schlechte technische Ausstattung der Polizei, Gaffer, der Hass gegen die Ermittler in den sozialen Medien.

Die Ermittler sind konventionell angelegt, aber es ist auch mal schön, wenn das Privatleben der Kommissare keine Rolle spielt. Das lässt Raum für Johanna Wokaleks großartiges Spiel. Es zeichnet sich nicht durch übertourte Gesten aus, sondern durch Ruhe, die den Film trägt. Sie ist nicht mehr die durchgeknallte Frau, die sie vor dem Knast war, aber auch keine gebrochene Person. Sie hat zu sich gefunden und macht Dinge, die sich nicht sofort erschließen, was eine Wohltat ist in diesem Krimi, der sonst so eindeutig sein will. Wie einen das Leben zeichnen kann, versteht man auch, ohne dass es einem unter die Nase gerieben wird.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr

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