Wilde Maus
Tragikomödie, 3sat, Sonntag, 21.45 Uhr
Josef Hader erzählt in seinem späten Regiedebüt die Geschichte eines Niedergangs: Zu Beginn legt der Musikkritiker Georg, den Hader selbst spielt, noch einen letzten seiner überheblichen Auftritte hin, dann ist er weg vom Fenster, entlassen, weil zu teuer für seine Zeitung und zu nutzlos - die Zeiten sind vorbei, in denen sich noch ausreichend Menschen dafür interessiert haben, ob dieser Pianist oder jene Sopranistin die Töne auch tatsächlich getroffen hat. Seiner Freundin kann er diese Schmach nicht mitteilen, so hält er eine Fassade aufrecht, hinter der jedoch alles in Trümmer geht. Was auch immer Georg unternimmt, endet in einer Selbsterniedrigung. Das ist traurig und komisch zugleich, auf diesen trocken dargebotenen Dualismus versteht sich Hader als Autor ebenso wie als Schauspieler hervorragend.
Parasite
Thriller, One, Samstag, 22 Uhr
Unten und oben in der sozialen Hierarchie, das ist in diesem oscarprämierten Film von Bong Joon-ho schon in der Stadtarchitektur angelegt. Familie Kim lebt in einer Souterrainwohnung in einem schäbigen Viertel von Seoul, die Fenster nur knapp über Straßenniveau. Durch die bekommen die Kims unter anderem Menschen zu sehen, die an ihre Hauswand pissen. Oben wohnt Familie Park, ein großes Anwesen auf einem Hügel, modernistisch bebaut. Bong Joon-ho bringt nun diese beiden Welten gegen jede Wahrscheinlichkeit zusammen, erzählt jedoch nicht eine klassische sozialkritische Geschichte über Ausbeuter und ihre Opfer. Tendenziell sind eher die Kims die Raffinierteren und Skrupelloseren. Doch der Regisseur wendet seine dynamische Erzählung ohnehin immer wieder auf überraschende und vor allem hellsichtige Weise, das ist die große Stärke dieses Films.
Brautalarm
Komödie, RTL 2, Sonntag, 22.25 Uhr
Es ist eine der besten Komödien der jüngeren Filmgeschichte, die Paul Feig nach dem Buch von Kristen Wiig und Annie Mumolo da 2011 gedreht hat. Mitunter denkt man als Zuschauer, man steckt mitten in einem Kriegsfilm, angesichts der Materialschlacht und der ganzen strategischen Planspiele, die da stattfinden. Aber es geht den Protagonistinnen schließlich auch um alles, um eine Hochzeit nämlich, da darf nichts schiefgehen, das muss ein bombastischer Tag werden, da ist nichts zu teuer und kein Aufwand zu grotesk. Hinzu kommt, dass es einen Überbietungswettstreit gibt zwischen Annie, von der sich die Braut wünscht, dass sie die Feier organisiert, und Helen, die ihr diese Rolle abspenstig machen möchte. Der Konkurrenzkampf wird stetig verzweifelter und brutaler - und ist unfassbar lustig anzusehen.
Contagion
Thriller, Sat 1, Samstag, 22.20 Uhr
Zehn Jahre vor der Corona-Pandemie hat Steven Soderbergh seinen Film gedreht, unter dem Eindruck der vergleichsweise harmloseren Sars-Pandemie 2003, und darin veranschaulicht, was eine Seuche mit der Menschheit macht, wenn sie Millionen Tote fordert. Er zeigt, wie wenig Verlass auf die Politik ist und wie viel auf die Wissenschaft in einer solchen Situation, er zeigt in einem frühen Stadium von Social Media die Wucht, mit der Falschbehauptungen und Verschwörungserzählungen die Runde machen. Er erzählt von den sozialen Folgen der Einsamkeit und des Generalverdachts, dass jeder einem das Virus übertragen könnte. Und all das mit großer Rationalität, einer beinahe klinischen Präzision. Daran ist wenig Prophetisches. Contagion schildert die Logik der Entwicklungen - zu der auch gehört, sich dieser Logik zu versperren.
