Reform bei SWR 2:Umprogrammiert

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Mit seinem Symphonieorchester arbeitet der SWR an neuen Streamingkonzepten. (Foto: SWR/Alexander Kluge)

Das Programm des Kulturradios SWR 2 wird reformiert - und soll Digitalprojekten zugutekommen.

Von Stefan Fischer

Nun also auch der SWR. Wie bereits andere ARD-Häuser vor ihm reformiert die Zwei-Länder-Anstalt ihr Kulturradio. Von 18. September an werden sich die Hörerinnen und Hörer in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz an eine Reihe neuer Sendeplätze gewöhnen müssen. Und sie werden dann im Programm von SWR 2 womöglich auch das eine oder andere vermissen. Die Ankündigung, weniger Kirchenmusik und geistliche Musik zu spielen, hatte bereits für Empörung gesorgt.

Zwar sollen keine der bisherigen Angebote komplett entfallen, aber der Rhythmus werde sich verändern, kündigte Wolfgang Gushurst an, der Programmchef von SWR 2. Sprich: Es wird einiges nicht mehr so oft zu hören geben wie bislang gewohnt. Ziel der Reform sei es, Gelder, die bislang vor allem dem linearen Programm zugutekommen, umzuwidmen für digitale Projekte, um auch in den Mediatheken dem Auftrag gerecht zu werden, so Anke Mai, Programmdirektorin Kultur, Wissen und junge Formate. Sie versichert, dass aus der Kultur insgesamt keine Gelder abgezogen würden. Die Budgets und das Personal würden unverändert in den jeweiligen Fachbereichen verbleiben. Es gelte jedoch, im Digitalen stärker aufzutreten und adäquate Inhalte anzubieten.

Für das lineare Programm bedeutet dies zum Beispiel, dass die bislang zweistündige samstägliche Porträtsendung Zur Person auf eine Stunde reduziert wird. Das einstündige Feature rückt von Mittwoch, 22 Uhr, auf Freitag, 15 Uhr. Die Reportage SWR Leben und die Lesung Fortsetzung folgt setzen dann aus, es wird beide Sendungen ab Herbst nur noch montags bis donnerstags geben. In den neuen Sendeplatz des politischen und gesellschaftlichen Features soll dann auch das literarische Feature integriert werden, das bislang einmal monatlich am späten Dienstagabend zu hören war. Unterm Strich bedeute dies aber nicht, dass SWR 2 weniger Features ausstrahle, betont Wolfgang Gushurst: Denn bislang entfallen im Sommer einige Termine, da SWR 2 stattdessen abends das ARD-Radiofestival sendet. Diese Unterbrechung gibt es auf dem neuen nachmittäglichen Sendeplatz nicht.

Unter der Woche soll spätabends nur noch Programm vom Tag wiederholt werden

Bislang strahlt SWR 2 werktags aufwendig produzierte Programme um 22 Uhr aus: Essays (Montag), Literatur (Dienstag) Features (Mittwoch) und Hörspiele (Donnerstag und Freitag) - zu einer Zeit also, in der nicht mehr besonders viele Menschen Radio hören. Wer ab Mitte September nach 22 Uhr einschalten wird, bekommt dann erst das Forum zu hören und später, von 23 Uhr an, die Musikstunde - als Wiederholungen der Sendungen von 17 Uhr beziehungsweise 9 Uhr. Die Musiksendungen, die werktags bislang in der Stunde vor Mitternacht zu hören waren, sollen zwischen 20 und 22 Uhr neue Plätze finden. Das Krimi-Hörspiel rutscht auf Samstag, 19 Uhr.

Konsequent werden die langen Wortstrecken aber nicht aus dem späten Abend herausgenommen. So ist der Essay künftig am Sonntag um 23 Uhr zu hören (bislang: Montag, 22 Uhr), das neue Format Ohne Limit mit dem Untertitel Hörspiel & mehr, samstags um 23 Uhr platziert, ersetzt den Hörspielsendeplatz am Donnerstagabend (22 Uhr). Dafür solle es bei Bedarf eine Eventprogrammierung geben für Hörspiel-Mehrteiler. Neu im linearen Programm, das im Schnitt täglich 400 000 Hörer hat und rund 2,5 Millionen Gelegenheitshörer, wird sonntags ein Mittagskonzert sein.

Pläne für rein digitale Angebote haben die Senderverantwortlichen auch bereits benannt. So soll mit Limonadenbaum ein Kinderbuch-Podcast starten, auch eine Lesung als Podcast-only-Format sei in Vorbereitung. Überdies möchte der SWR Klassiker aus seinem Hörspielarchiv digital zugänglich machen und arbeitet mit seinem Symphonieorchester an neuen Streamingkonzepten. Anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Donaueschinger Musiktage entwickelt der SWR ein Onlineprojekt, das im Vorfeld dieses Festivals für Neue Musik von Mitte Oktober an zugänglich sein soll.

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