"The Undoing" auf Sky:Im Zweifel war es der Millionär

Lesezeit: 2 min

"The Undoing" mit Nicole Kidman und Hugh Grant könnte auch auf ein Scheidungsdrama in besten Kreisen hinauslaufen. Und die Serie tut alles, damit das bis zum Schluss möglich erscheint. (Foto: AP)

Nicole Kidman und Hugh Grant spielen in "The Undoing" ein stinkreiches Ehepaar, das in einen Mord verwickelt wird.

Von Kathleen Hildebrand

Im Zweifel war es der Gärtner, sagte man früher, wenn es um Krimi-Täter-Konventionen ging. Diese Gewissheit hat längst einer anderen Platz gemacht. Heute gilt: Im Zweifel war es der Millionär. Zum 50-jährigen Tatort-Jubiläum führte ein Balkendiagramm die häufigsten Berufe der Täter auf. Der "Manager" stand darin unangefochten auf Platz eins. Man mag es ausgleichende Gerechtigkeit nennen oder der nach links tendierenden Gesinnung von Drehbuchautoren zuschreiben - den Reichen bringt die zeitgenössische Mordfiktion jedenfalls eine gewisse Skepsis entgegen.

Die neue Hochglanz-Miniserie von David E. Kelley ( Big Little Lies) heißt The Undoing und ist dafür ein besonders krasses Beispiel, denn sie spielt nicht bloß unter gewöhnlichen wohlhabenden Deutschen, die SUV fahren und schon mal auf den Malediven waren. Sondern unter den Angehörigen des obersten Vermögensprozents des ohnehin schon reichen Manhattan.

Psychotherapeutin und Milliardärstochter Grace (Nicole Kidman) bewohnt dort mit ihrem Mann, dem Kinderonkologen Jonathan (Hugh Grant) ein mit De-Gournay-Seidentapeten dekoriertes Townhouse am Central Park. Ihren wuschelhaarigen Sohn schicken sie auf eine Schule, die 50 000 Dollar im Jahr kostet, also ungefähr ein deutsches Durchschnittsbruttojahresgehalt. Und, Wahnsinn: Sie sind auch noch sympathisch und haben sich alle lieb.

Dann wird jemand ermordet. Hier wird es schwierig mit dem Rezensieren, weil sich eigentlich nicht mal verraten lässt, wer stirbt, ohne den ersten Folgen ihre Spannung zu nehmen. The Undoing ist eine Serie, die man wirklich auf keinen Fall "spoilern" sollte, weil die Erwartungshaltung des Zuschauers so elementar für ihren Genuss ist. Es geht um Privilegien, um den äußeren Schein und die Verblendung den eigenen Nächsten gegenüber. Bei den Frasers ist jedenfalls nicht alles ganz so, wie sie selbst es zu glauben scheinen. Sie geben aber im Verlauf der Geschichte alles dafür, ihre Upper-East-Side-Blase vor dem Platzen zu bewahren.

Kann ein so charmant zerknirscht guckender Hugh Grant irgendetwas Dummes angestellt haben?

Die Serie basiert auf dem Roman "You Should Have Known" von Jean Hanff Korelitz, und es spricht für die Cleverness der Autoren, dass sie einen anderen, weniger andeutungsreichen Titel gewählt haben. The Undoing bezieht sich erst einmal nur auf den Niedergang einer Ehe. Es könnte also alles auch auf ein stinknormales Scheidungsdrama in besten Kreisen hinauslaufen, ganz ohne Mordverstrickung. Dafür, dass das bis zum Schluss möglich erscheint, tut die Serie alles, und es gelingt ihr bravourös.

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Das liegt vor allem daran, dass Regisseurin Susanne Bier ( In einer besseren Welt) mit filmischen Mitteln noch viel mehr Fährten legt, als der reine Plot es tut: Wieso scheint Grace zum Beispiel Flashbacks zu dem brutalen Mord zu haben? Warum weiß ihr Vater, gespielt von Donald Sutherland, dem bösen Präsidenten Snow aus der Tribute von Panem-Reihe, wo die Familie des Mordopfers wohnt? Und kann ein so charmant zerknirscht guckender Hugh Grant, der so oft der Held von romantischen Komödien war, überhaupt irgendetwas Dummes angestellt haben?

Was für die Figuren in The Undoing gilt, das gilt für den Zuschauer ebenso: Man glaubt denen, die man zu kennen meint.

The Undoing, sechs Folgen, auf Sky.

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