Sarah Kuttner auf ZDFneo:Fernsehen gegen die Gleichgültigkeit

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Trendscout, Personalityshow oder doch Reportermagazin? Sarah Kuttners neue Sendung "Bambule", die an diesem Donnerstagabend startet, soll das Lebensgefühl der 30- bis 40-Jährigen einfangen. Ohne Studio, immer auf der Straße. Der ZDF-Spartensender "neo" wird damit einmal mehr zum Auffangbecken für ehemaliges Musiksender-Personal.

Christopher Pramstaller

Sarah Kuttner will "Nobodys" aushorchen und sich gesellschaftlichen Debatten annähern. (Foto: dapd)

Um in der deutschen Fernsehlandschaft positiv aufzufallen, braucht es wahrlich nicht allzu viel. Ein wenig Krawall, ein bisschen Intellekt. Die Einförmigkeit der Liebesstürme, Pilcher-Verfilmungen und endlosen Talkshow-Leisten hat dazu geführt, dass alles, was auch nur den Anschein von Alternative und Jugendlichkeit vermittelt, als Rettung des deutschen Fernsehens herbeigesehnt werden muss.

An vorderster Front bei diesem Renovierungsprozess ist seit geraumer Zeit der ZDF-Digitalableger "neo", der mit Formaten wie Stuckrad Late Night oder NeoParadise versucht, frischen Wind in verstaubte Fernsehstuben zu blasen. Hier finden die alten Recken des deutschen Musikfernsehens, die in den 90er und 00er Jahren bei "MTV" und "VIVA" noch den Hauch von Krawall veranstalten durften, eine neue Heimat.

Nach Klaas Heufer-Umlauf, Joko Winterscheid und Benjamin von Stuckrad-Barre wagt nun auch die Berliner Moderatorin Sarah Kuttner einen Versuch bei "ZDFneo". In 15 Folgen präsentiert sie die Sendung Bambule (21.45 Uhr, ab Donnerstag, 1. März), das "Reportermagazin, Personality-Show und Angriff auf die allgegenwärtige Gleichgültigkeit" sein soll. Das Lebensgefühl der 30- bis 40-Jährigen soll im Mittelpunkt stehen, immer noch der Jugend nachhängend und schon in der Midlife-Crisis.

Thema der ersten Sendung: "Alles nur Weicheier? Die neue Männlichkeit". Das ist zwar nun weder ein brandneuer Gedanke noch ein hochaktuelles Thema, doch wenn Kuttner mit der Co-Moderatorin Johanna Maria Knothe versucht ,"Nobodys" auszuhorchen, und sich auf diese Weise unbefangen gesellschaftlichen Debatten anzunähern, dann könnte das tatsächlich als Fernsehformat funktionieren.

Ernsthaftigkeit als Alleinstellungsmerkmal?

Bambule soll ein Gesellschaftsmagazin mit "emotionalem Überthema" sein. Ohne klassische Promi-Interviews, ohne vorgefertigte Antworten. Zwar ist gleich in der ersten Folge der US-amerikanische Schauspieler Nicolas Cage zu sehen, der darf dann aber nicht über seinen neuen Kino-Film sprechen, sondern lediglich über seine persönlichen Vorstellung von Weicheiern und harten Kerlen.

Das Fernsehen will wieder näher an die Menschen. Keine Hochglanz-Telenovela sondern Straßen-Fernsehen. Ein Studio gibt es bei Bambule ohnehin nicht. Bereitwillig wurde angekündigt, es handele sich bei Bambule um ein "eher anstrengendes Format", das sich nicht "nebenbei beim Bügeln" anschauen lässt. Ob das nun wirklich vielversprechend ist?

Und ob Sarah Kuttner als eine der wenigen ehemals als große Fernsehhoffnug gefeierten jungen deutschen Moderatorinnen um Loretta Stern, Kristiane Backer, Heike Makatsch oder Anastasia Zampounidis im Fernsehen verbliebene Stimme der Generation ab 30 wirklich in der Lage ist, einen ernsthaften "Angriff auf die Gleichgültigkeit" zu unternehmen, bleibt ebenfalls abzuwarten. Immerhin hat sie stets versucht, nicht die penetrant Pubertäre (wie Charlotte Roche) oder Kumpelhafte (wie Nora Tschirner) zu geben. Die Ernsthaftigkeit als Alleinstellungsmerkmal hat man ihr dann aber doch nie wirklich abgenommen.

Bambule, Donnerstag, 1. März, 21.45 Uhr, ZDFneo

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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