Fernsehen:RTL fälscht Post von Frauke Petry

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Gegen "unsere journalistischen Guidelines verstoßen": Der Privatsender RTL. (Foto: Thomas Banneyer/dpa)

In einem Beitrag von "Explosiv Weekend" wurde ein offenbar falscher Tweet der früheren AfD-Vorsitzenden eingeblendet. RTL entschuldigt sich - und zieht Konsequenzen.

RTL korrigiert sich zu einem falsch verbreiteten Tweet der ehemaligen AfD-Politikerin Frauke Petry. Er wurde in einem Beitrag des Boulevardmagazins Explosiv Weekend vom 5. August über den Sänger Trong Hieu Nguyen eingeblendet. Der Reporter und Moderator Maurice Gajda erzählte im Beitrag, als er den Sänger Trong beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2023 auftreten sah, hätten ihm Freunde einen Tweet von Frauke Petry geschickt. Daraufhin liest Gajda das Zitat von seinem Handy ab, grafisch dargestellt erscheint der Text auch im Bild: "Ich glaube kein normaler Deutscher will einen rosa gefärbten Asiaten beim ESC sehen."

Die frühere AfD-Vorsitzende Petry selbst beschwerte sich nun am Dienstag auf der Plattform X, vormals Twitter, dass sie den Tweet nicht verfasst habe. "Wie man mit politisch unbequemen Personen umgeht, demonstriert ⁦@RTL_com hier eindrucksvoll", so Petry, "man denkt sich einen rassistischen Tweet aus, ein Grafiker setzt das um, und fertig ist das Fake."

Im RTL-Beitrag heißt es, der Tweet sei bereits gelöscht. Doch auch in Online-Archiven ist er nicht zu finden, es scheinen auch keine Screenshots zu existieren, wie durch die Einblendung bei Explosiv Weekend suggeriert wird. Dafür existierte ein inhaltlich ähnlicher, später gelöschter Tweet von Petry zum ESC: "Kann mir nicht vorstellen, dass normale Bürger von diesen pinken Herren 'vertreten' werden wollen... #ESC2023", was sich allerdings auf die Band Lord of the Lost bezog, nicht auf Trong.

"Wir werden unsere journalistischen Guidelines nochmals schärfen."

RTL teilt mit, "unser Reporter verbürgt sich weiter für den Inhalt des Tweets". Er habe allerdings keinen Screenshot davon gemacht und diesen für den Beitrag bei Explosiv Weekend "nachgebaut". Diese grafische Umsetzung "im Design des Twitter-Profils von Frauke Petry verstößt gegen unsere journalistischen Guidelines", so eine Sprecherin. Dafür entschuldige man sich.

Für den Reporter hat der Vorfall Konsequenzen: "Wir setzen die Zusammenarbeit mit Maurice Gajda bis auf Weiteres aus, bis die im Raum stehenden Vorwürfe geklärt sind." Man arbeite in einem "engmaschigen und mehrstufigen Abnahmeprozess mit der Mindestanforderung eines Vier-Augen-Prinzips", so die Sprecherin weiter. "Der grafisch und fälschlich erstellte Tweet bot den verantwortlichen Sende-CvDs keinerlei Anhaltspunkt, um die journalistische Integrität in Frage zu stellen." Die Richtlinien hierzu werde man "auch diesbezüglich nochmals schärfen".

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